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“Kurdiji 1.0”- App gegen Selbstmord?

Eine App gegen Selbstmord – klingt grotesk, ja fast lächerlich, könnte man beinahe denken. Bei genauerem Hinhören jedoch verschwindet dieser Eindruck beinahe genauso schnell wie er gekommen ist.

Mit einer durchschnittlichen Sonnenscheindauer von rund 7 Stunden pro Tag, gibt es aus Australien leider nicht immer nur Sonniges zu berichten – auch große Schatten lassen sich verzeichnen. Die hohe Selbstmordrate der Ureinwohner, den Aborigines, ist der Bevölkerung schon lange keine Dunkelziffer mehr. Junge Männer im Alter von 25 – 29 stehen sogar ganz oben auf der Selbstmord Liste – und das weltweit.

Doch es gibt einen neuen Hoffnungsträger – während es derweilen eher toleriert als geschätzt wird, trägt es nun auch endlich einmal zur Euphorie und Hoffnung bei: Unser Smartphone.

Das Konzept und die Idee der Stammesältesten der Warlpiri Gemeinde im Northern Territory entwickelte sich, nachdem sie die positiven Effekte eines Festivals beobachteten, welches den Fokus auf die Vermittlung der Geschichte und Werte der Aborigine-Traditionen richtete. Unglaublicher Nebeneffekt: Seitdem gab es nie wieder einen Selbstmord in diesem Ort. Identitätsfindung und Identifizierung mit der eigenen Kultur und Geschichte stehen also in engem Zusammenhang mit dem psychischen Befinden eines Menschen, besonders bei den Aborigines.

Eine App soll nun die gleiche Funktion erfüllen – die Vermittlung der Geschichten und Beziehung zwischen den Ureinwohner und ihrem Land, sowie Werte und Traditionen, die sie ausmachen.
„Es hilft ihnen, Identität und Halt zu geben, für jegliche Herausforderungen, die das Leben ihnen stellen wird“ , berichtet Stammesältester Steve Patrick.
  

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Mit dem beliebten Aboriginal Schauspieler Jack Charles als Gesicht der App, soll der Name „Kurdiji 1.0“ lauten – was so viel wie Schutz oder Schild bedeutet.

„Die App bedeutet ohne Frage einen Wendepunkt für die Warlpiri Gemeinde“ , ist Kreativ Direktorin des Projekts, Dr Judith Crispin, sich sicher, denn diese Gemeinde lehrte ihre Geschichten, Traditionen und Werte bislang ausschließlich eigenen Mitgliedern. Die Informationen waren also streng vertraulich und meist nur Mitgliedern zugänglich, die an Zeremonien teilnahmen oder von den Ältesten eingeweiht wurden.

Indem sie ihre eigene Regel aber brechen, setzen sie klar ein Zeichen an alle Aboriginal Gemeinden in Australien : Euer Leben ist uns wichtig!
  

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In drei Schritten soll die App entwickelt werden und schließlich in ganz Australien Fuß fassen.

Der erste Schritt, in Form einer Probeversion, involviert heimische Warlpiri Einwohner, die bei dem Design und der Übersetzung in das Warlpiri Englisch mithelfen sollen.
Danach soll sie im ganzen Land Ureinwohnern in ihren jeweiligen Sprachen zugänglich sein und schließlich auch Nicht-Ureinwohnern helfen, die suizid gefährdet sind, wie zum Beispiel australischen Farmern, ihrem Leben wieder einen Sinn zu geben.

Jugendlichen und Kindern wieder ihren Platz in der Welt, ihrer Welt, bewusst zu machen und ihnen so vor Augen zu führen, dass ihre Rolle eine ganz entscheidende spielt, ist Hauptintention der absolut fantastischen Idee der Stammesältesten aus dem Norden Australiens.

Steve Patrick hingegen, drückt es in einer berührenden Metapher aus: „Unterschätze niemals den Emu. Der Vogel, der nicht fliegen kann, wird es dir beibringen.” – in anderen Worten: Wenn du deine Geschichte kennst, wird der Emu fliegen. Die Lehre ist also, dich selbst nicht zu unterschätzen, denn dein Wert in der Gemeinde ist unglaublich groß.

Die Kurdiji Kampagne ist inzwischen weltweit bekannt und jeder kann mithelfen um ihre Entwicklung zu unterstützen. Ihr habt Lust?  Dann werdet aktiv: Unterstütze Kurdiji!


© Foto: Tourism Queensland
Quelle: www.huffingtonpost.com.au

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Laura Appel

"Als Karla Kolumna einmal um die Welt!". So würde Laura´s Antwort bei einem Interview der Kategorie "Traumjob" wohl als erstes lauten. Darum reiste sie mit 16 Jahren für ein Jahr in die USA, um erste Erfahrungen eines Lebens "abroad" sammeln zu können. Auch politisch umstrittene Länder schrecken sie nicht ab - Israel hat es ihr besonders angetan in den letzten Jahren. Als Autorin bei Reisebine taucht sie in eine völlig neue, exotische Welt und ist sich ganz sicher: " Auch nach Australien und Neuseeland möchte ich unbedingt einmal reisen!"

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