Surf-Instructor Ausbildung im Test

Vorletzte Woche – so langsam wird es ernst

Moon-Boots am Strand warten auf die durchgefrorenen Surfer im kalten Herbst

Bald ist meine Ausbildung zu Ende und ich werde als qualifizierter Surfinstructor in die freie Welt gelassen. Noch liegen aber zwei Wochen vor mir und die beinhalten wirklich allerhand Arbeit…

Könnt ihr euch vorstellen, acht Stunden am Tag im Wasser zu verbringen? Nein? Ich mir auch nicht. Aber ich habe es erlebt.
Angefangen hat alles morgens um 07.00 Uhr bei kühlen Temperaturen und leichtem Nieselregen und bevor ich weiterschreibe: keine Sorge, ich werde nicht wieder krank! Ich trinke ganz viel Tee und als Bekämpfung gegen kalte Füße vor und vorallem nach dem Surfen helfen mir Ugg-Boots, die übrigens genau aus diesem Zweck hier in Australien erfunden wurden. Und sie werden tatsächlich von jedem Surfer hier getragen! Egal ob jung oder alt, Beginner oder Pro-Surfer, jeder zieht sie an.. egal, wie lustig sie ausschauen, wenn man sie nur zum Neoprenanzug anzieht :-)

Surfer mit Ugg-Boots© Foto: Linda Aulbach

Zurück zum Thema, früh morgens ging es also hinaus ins Wasser, um erst fünfzehn, dann zwanzig Surffrischlingen für jeweils zwei Stunden das Surfen beizubringen. Mein Headcoach war wieder Nicko, der mir während den Stunden immer harte Kritik gibt, was in dem Moment zwar nicht so angenehm, aber sehr hilfreich ist.

Übung, um mit den Strömungen (Rips) vertraut zu werden.© Foto: Linda Aulbach

Die knappen Anweisungen wie z.B. “Achtung, Strömung” öffneten mir jedes Mal die Augen und nach über zwei Stunden bin ich dann auch endlich selber auf die Idee gekommen, die Schüler vorzeitig auf die Strömung hinzuweisen, um sie nicht später einzeln und unter großem Kraft- bzw Schwimmaufwand aus dem Wasser holen zu müssen.. so always keep an eye on everyone!
Nach vier Stunden Leute in die Wellen schieben, taxi-ing (siehe letzter Artikel “Zurück im Wasser..“), herumspringen, schwimmen und tauchen stieg ich völlig erschöpft aus dem Wasser. Meine Augen brannten und tränten, meine Arme hingen kraftlos an den Seiten und meine Hände sahen schrumpelige 60 Jahre alt aus.
Noch bevor ich darüber nachdenken konnte, woher ich Energie für die zwei Nachmittagsstunden holen soll, kamen zwei Surfschüler zu mir herüber und zwischen ihrem hysterisch fröhlichem Synchron-Reden und Lachen konnte ich ein großes Danke für meine Hilfe heraushören. Balsam für die Seele! ;-). Ich sah mich um und dieser glückliche Ausdruck, der auf jedem Gesicht zu finden war, machte mir klar, warum ich ohne zu Überlegen meine ganze Energie hergegeben habe. Jeder, der ein wenig Surfluft schnuppern möchte, sollte dieses Glück und diese Zufriedenheit erfahren. Und das beste Gefühl ist, wenn man derjenige ist, der ihnen dabei hilft.

zurück vom Surfen© Foto: Linda Aulbach

Wenn ich es nicht so sehr lieben würde, hätte ich wahrscheinlich nie im Leben nochmals Energie aufgebracht, um weitere zwei Stunden am Nachmittag zu assistieren. Und jetzt ratet mal, was ich als erstes gemacht habe, als die ganzen Anfängerstunden vorüber waren? Ich ging surfen! Für weitere zwei Stunden begab ich mich ins Meerwasser und genoss jede Sekunde so sehr, dass ich schon fast vergaß, dass ich an dem Tag bereits schon sechs Stunden darin verbracht hatte.
Auf dem Rückweg vom Strand zum Camp ist mir bestimmt fünf Mal das Board aus den Händen gefallen, weil ich so dermaßen kaputt und kraftlos war, aber es hat sich definitiv gelohnt!

Glücklich und zufrieden schlief ich schon ziemlich früh ein… und wachte völlig vermuskelkatert auf. Ganz neben der Tatsache, dass ich mich kaum bewegen konnte, wurde mir mit einem Schlag noch etwas ganz anderes bewusst: Ich habe das End-of-summer-Festival hier im Camp verpasst! Tagsüber wurde Slip and slide, jelly-wrestling und noch viele andere Aktivitäten angeboten, natürlich alles mit sommerlicher Gute-Laune-Musik begleitet und abends gab es trotz Regen ein Konzert von lokalen Bands, die, soweit mir erzählt wurde, ziemlich gute Musik gespielt haben. Und ich war im Wasser und habe nichts mitbekommen! Verdammt.. aber ich bereue es nicht, ich habe lieber Muskelkater als einen richtigen Kater ;-)

Ein paar Tage später, immer noch mit Schmerzen in manchen vorher unbekannten Muskeln, erhielt die Surfakademie eine sehr erfreuliche Nachricht:  Zu einem sehr vergünstigten Preis konnten wir eine professionelle Sportsmassage von einem mit unserem Surfcoach befreundeten Masseur bekommen. Diese Chance habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen und auch wenn ich es vielleicht in dem Moment bereut habe  (ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr so eine Massage wehtun kann!) , danach fühlte sich mein Körper definitiv besser an. Was recht interessant war, war die Tatsache, dass jeder von uns durch das ganze Paddeln ziemlich verspannte und nach vorne gebeugte Schultern bekommen hat, die der Masseur mit ein paar schmerzhaften Griffen behandelt hat und der Unterschied war ziemlich beeindruckend!

Nächste Woche ist die letze Woche… ich kann es mir überhaupt nicht vorstellen! Jetzt ist es bald geschafft, nur noch so eine Art “Abschlussprüfung” und dann darf ich mich qualifizierter Surfinstructor nennen. Vorausgesetzt ich bestehe die Prüfung. Das erfahrt ihr im nächsten Artikel :-)


© Fotos: Linda Aulbach

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Linda Aulbach

G'day! Ich bin eine 18-Jährige Bayerin und halte mich seit August 2011 in Australien auf. Neben Wakeboarden, Windsurfen und Snowboarden darf ich jetzt dank Reisebine auch das Reich des Surfens erkunden! Und euch lass' ich natürlich durch wöchentliche Artikel daran teilhaben :-) Kritik und Lob sind herzlich willkommen! Ride on!

2 Kommentare

  • Hallo Linda

    Deine Erfahrungen mit dem Surfinstructur-Kurs verfolge ich mit großer Spannung
    Ich frage mich jedoch was passiert, wenn man die Abschlussprüfung nicht besteht, bzw. an dem Fitnesstest scheitert. Auch würde mich Interessieren, wie die Chancen für einen Job nach der Ausbildung stehen, und ob man dafürHilfe von der Surfschule bekommt.
    Ich spiele nämlich seit deinen Erfahrungen mit dem Gedanken, selbst den Surfinstructor -Kurs in Australien zu machen. Allerdings ist mir neben dem Spaß auch wichtig meine Reisekasse nach diesem teuren Kurs wieder aufzubessern.

    Vielen Dank schonmal und noch viel Spass noch in OZ
    Jonas

    • Hallo Jonas!
      Also ich habe den First-Aid-Test beim ersten Mal nicht geschafft, aber da diese Prüfung jeden Monat stattfindet, konnte ich einfach an einem späteren Termin teilnehmen und habe dann bestanden. Die Instructor-Prüfung ist am Ende der Ausbildung und wenn man die nicht besteht, gibt es zwar bestimmt die Möglichkeit, sie zu wiederholen, aber ich kann dir nicht genau sagen, wie das abläuft – ich habe Gott sei Dank bestanden ;-)
      Zu Jobchancen: Die sind im Sommer sicherlich höher als im Winter! Um einen Job solltest du dich selber kümmern, allerdings kannst du auch die Surfschule um Hilfe fragen. Und selbst wenn sich die Reisekasse danach nicht so schnell wieder erholt, diese drei Monate sind es definitv wert!

      Ich hoffe ich konnte dir ein wenig weiterhelfen!
      Viele Grüße,
      Linda

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