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Bußgelder in Australien sollen ans Einkommen angepasst werden

Australien möchte sich in Sachen Verkehrsrecht ein Beispiel am finnischen System nehmen. Laut des “Australian Institute” sollten Bußgelder für Verkehrsstraftaten an den Lohn der Täter angepasst werden, was sie deutlich fairer machen würde.

Wer hat das nicht schon einmal erlebt und sich darüber brüskiert. Raser auf der Autobahn, auf Landstraßen, in der Stadt. Eigentlich sind sie überall.
Gerade wenn man selbst beim Überholen an der Obergrenze des Erlaubten fährt, den Tempomat millimetergenau eingependelt, und dann im Rückspiel das helle Flackern einer Lichthupe wahrnimmt, können schnell Aggressionen entstehen.

Da wird bis auf wenige Zentimeter aufgefahren, gehupt, gefuchtelt, bis man im Notfall haarscharf in eine Lücke zwischen zwei Autos beiseite fährt, nur damit Herr oder Frau “Wichtig” vorbeiziehen kann und fünf Minuten früher zu Hause ist.

Nicht dass man da mitzählen würde, doch mit Sicherheit kann jeder Autofahrer die ein oder andere, sagen wir mal “höherklassige” Automarke aufzählen, in denen besagte Raser doch erstaunlich oft sitzen.
Kein Wunder also, dass die regelmäßig zu schnell fahren, mag manch einer denken. Die Strafen zahlen sie vermutlich locker aus dem Portokasse.

Genau deshalb empfiehlt eine Expertenkommission in Australien, Verkehrsstrafen proportional zum jeweiligen Einkommen zu verhängen.

Beispielhaft dafür ist Finnland, wo das System bereits verwendet wird. “The Australia Institute” befasste sich genauer damit und sieht es als gelungene Methode, Verkehrssünder gerecht zu bestrafen.
Hier zahlen diejenigen, die wenig Geld verdienen weniger Strafe als diejenigen, die mehr verdienen.

Die jetzigen Strafen können für Menschen mit wenig Geld sehr schmerzhaft werden, führen sie doch teilweise bis zur Gefängnisstrafe, wenn jemand nicht dafür aufkommen kann.
Das wiederum kann schnell in einem Teufelskreis enden, denn jemand der im Gefängnis saß bekommt für gewöhnlich noch schwerer einen Job. Was dann wiederum bedeutet, dass es nur noch komplizierter wird, für seine Schulden aufzukommen.

Vielverdiener dagegen tun die Strafen vermutlich selten weh, was ein angepasstes Bußgeld möglicherweise ändern und zu mehr Nachsicht anregen könnte.

Im finnischen Bußgeldsystem wird das monatliche Einkommen zusammen mit den zu versorgenden Angehörigen verrechnet.

So muss beispielsweise ein Finne für eine Geschwindigkeitsüberschreitung unter 10 km/h umgerechnet wenigstens 33A$ zahlen, während die höchste Geldbuße bei ca. 295A$ Strafe läge.
Ein Australier würden für solch ein Vergehen derzeit je nach Bundesstaat rund 130A$ Strafe zahlen. Ganz egal ob er 1-, 20- oder 100 A$ in der Stunde verdient.
 

© Foto: Nicole Pfeifer

Ob sich hier jeder an die Begrenzung hält? (© Foto: Nicole Pfeifer)

 
Dass dieses System vor allem für “ärmere” Bürger Vorteile hat, ist wohl abzusehen.
Die Untersuchungen des Instituts decken allerdings auch Nachteile auf. Beispielsweise würde insgesamt weniger Umsatz durch Strafgelder entstehen als bei der jetzigen Regelung.

Außerdem wurde zu denken gegeben, dass es durchaus wohlhabende Autofahrer gibt, die dennoch über ein geringes Einkommen verfügen.

Der Einsatz einer weiteren Methode gegen Verkehrssünder, die die Finnen bereits vormachten, wurde vergangene Woche von der westaustralischen Polizei angekündigt.
Die Wiederholungstäter des Staates sollen hierbei vom Polizeipräsidenten persönlich für ihre Fahrweise verwarnt werden.

Fahrer im Bundesstaat West Australia, die innerhalb der letzten zwei Jahre zwei oder mehr Regelverstöße im Verkehr zu verzeichnen haben, dürften sich also bald auf eine Nachricht vom obersten Polizeichef Karl O’Callaghan freuen.
Dazu zählen Ordnungswidrigkeiten wie z.B. Geschwindigkeitsüberschreitungen, unangeschnalltes Fahren oder Alkohol am Steuer.

Die Nachricht soll in Briefform oder per SMS an die Wiederholungstäter übermittelt werden und einen Appell für eine Änderung der Fahrweise des Empfängers beinhalten.


Quelle: PerthNow
© Fotos: Nicole Pfeifer

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Jasmin Rhein

Da sie schon als Kleinkind von ihren Eltern quer durch die Welt geschleppt wurde, blieb Jasmin eigentlich nichts anderes übrig, als vom Reisefieber angesteckt zu werden. Noch vor dem Studium stehend sieht sie sich geplagt von der Entscheidung einen Zukunftsweg zu wählen, bei der Vielfalt, die die Welt noch für sie zu bieten hat. Als passionierte Surferin und Schnorchlerin aber ließ Australien nicht lange auf sich warten!
Seitdem ergänzt Jasmin das Reisebine-Team als freie Autorin.

1 Kommentar

  • Ich finde es gut, dass man solche Dinge an das Einkommen bindet. Da könnte sich das deutsche Verkehrsrecht eine Scheibe von abschneiden. Man kann sich ja heute kaum ein Knöllchen leisten.

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