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Australische Gerste für deutsches Bier

Seit Freitag ist das erste glutenfreie Gerstenbier der Welt von Radeberger in deutschen Supermärkten erhältlich. Entwickelt wurde die glutenfreie Gerstensorte in Australien.

Die deutsche Brauerei Radeberger hat mit ihrem “Pionier” Bier das weltweit erste glutenfreie Gerstenbier auf den Markt gebracht. Für die Herstellung verwendet die Brauerei ausschließlich die Gerstensorte Kebari, die von australischen Forschern entwickelt wurde und nur einen sehr geringen Anteil an Gluten enthält.

Die Wissenschaftler der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO) in Canberra arbeiteten insgesamt 14 Jahre an der Entwicklung der glutenfreien Kebari Gerste, die in Australien allerdings nicht das Siegel “glutenfrei” tragen darf, da dort höhere Standards gelten als in anderen Ländern wie etwa Deutschland.

“Normale Gerste enthält etwa 1 Prozent Hordeine, diese machen den Glutenanteil in der Gerste aus”, erklärt der Direktor des CSIRO, Lionel Henderson.

Henderson und seinem Team war es jedoch gelungen, den Anteil der Hordeine in der Gerste auf 0,0004 bis 0,0005 Prozent zu reduzieren.

Damit ein Produkt in Australien das Siegel “glutenfrei” bekommt, muss es allerdings komplett glutenfrei sein, d.h. es darf kein Glutengehalt in noch so geringer Konzentration mehr nachgewiesen werden.

Daher sei die neue Gerstensorte für Henderson auch primär für Produkte zum Export in Länder mit niedrigeren Standards bestimmt: “Wir bauen das Getreide zwar bei uns an, aber unsere Zielmärkte liegen in Ländern, die die Gluten Richtlinien der WHO befolgen, gemäß derer glutenfreie Produkte einen Glutengehalt von 0,002 Prozent aufweisen dürfen.”

Laut Phil Larkin, einem Mitarbeiter von CSIRO, liege der Fokus nun auf der Entwicklung nahrhafter, glutenfreier Nahrungsmittel wie Pasta, Müsli oder Fladenbrot, da mittlerweile jeder Fünfte in westlichen Gesellschaften bewusst auf Gluten verzichte.

“Wir müssen die glutenfreie Gerste jetzt in die Hände der Nahrungsmittelhersteller geben. Sie hat zwar etwas andere Eigenschaften als normale Gerste (…), aber wir haben schon ein paar Tests gemacht und sind zuversichtlich, dass man mit dieser Gerste einige Produkte herstellen kann, die dann auch nachgefragt werden”, so Larkin zu den zukünftigen Plänen.

Larkin bestätigt das Interesse vieler Farmer an der neuen glutenfreien Gerstensorte, macht aber auch klar, dass die Kebari Gerste nicht frei käuflich sein wird, weil das Risiko einer Verunreinigung zu hoch sei: “Es ist von entscheidender Bedeutung, dass dieses Getreide isoliert angebaut wird. Die Farmer werden nicht einfach in einen Getreideladen gehen und die Saat für die Gerste kaufen können. Ein Anbau wird nur mit bestimmten Verträgen und unter strikten Sicherheitsvorkehrungen möglich sein.”

Die Kebari Gerste wird derzeit in Teilen von Tasmanien, New South Wales und Victoria angebaut, doch immer mehr Farmer wittern das Potenzial, das die neue glutenfreie Gerste besonders für den Exporthandel besitzt.

Für CSIRO Chef Henderson ist das ein gutes Geschäft: “Wir sind gerade dabei, mit zwei weiteren Partnern Vereinbarungen zu treffen, die in ein paar Monaten in trockenen Tüchern sein dürften.”

Wie erfolgreich das erste glutenfreie Gerstenbier in Deutschland sein wird, bleibt abzuwarten. Dennoch haben die Forscher mit der Entwicklung ihrer glutenfreien Kebari Gerste die Grundlage für weitere glutenfreie Produkte und damit für einen lukrativen Markt geschaffen, da die Verbraucher zunehmend auf Gluten enthaltende Produkte verzichten.

Bis es allerdings auch in Australien glutenfreie Produkte geben wird, dürfte es aufgrund der höheren Standards bei der Deklarierung entsprechender Produkte noch eine Weile dauern.


Quellen: ABC, Huffington Post
© Foto: Radeberger Gruppe

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Matthias Toews

Wie unsere anderen Autoren ist auch Matthias gerne in der Welt unterwegs. Während eines achtmonatigen Work & Travel-Aufenthalts in Australien hat er die Ost- und die Südküste sowie das Outback bereist. Er kann sich gut vorstellen, mit seinem 2nd Year Visa nach Australien zurückzugehen, um auch noch die Westküste zu erkunden und damit seine persönliche Rundreise durch dieses einzigartige Land zu vollenden.

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