Panorama

Das gnadenlose Outback

Denkmal im Outback
© Foto: Peter Nenke

Endlose Weite, Menschenleere, Abgeschiedenheit – Eigenschaften die das faszinierende Outback prägen. Die rote, trockene Wüste im Herzen Australiens zieht so einige Menschen in ihren Bann, sodass sie sich trotz vorherrschender Extrembedingungen eigenständig auf die Reise machen, um das Hinterland fernab der Zivilisation zu erkunden.

Auch wenn viele Menschen wissen, dass der Großteil des Landesinneren Australiens nur aus karger Steppe, Wüste und Weideland besteht und sie sich so gut es eben geht darauf vorbereiten, kommt es immer wieder zu tragischen Vorfällen. Selbst wenn man viel Erfahrung hat, können einem Fehler unterlaufen, sei es in der Vorbereitung oder während der Fahrt – schlimmstenfalls gehen diese dann tödlich aus.

Malte, ein Reisender, der bereits seit Oktober 2015 mit seinem Landcruiser durch Australien reist, möglichst viel im Outback unterwegs ist und sich selbst als erfahren im Outback-Reisen bezeichnet, sagt, dass auch er bereits Fehler gemacht hat und dass ihm immer wieder Personen begegnen, die solche Touren auf die leichte Schulter nehmen:

„Ich habe selbst schon zu viele Leute getroffen, die sich einen 4WD (Geländewagen), teilweise in abenteuerlichem Zustand, gekauft haben und meinten, damit kommen sie problemlos überall hin. Sie haben aber keine Ahnung vom richtigen Reifendruck oder kein Druckmessgerät dabei, sondern lassen nach Gefühl Luft ab. Sie haben auch kein Recovery Equipment, keine Ersatzreifen oder sie unterschätzen den Wasserbedarf usw. Dabei ist es wirklich nicht viel, was man beachten sollte, um nicht in eine solche Situation zu kommen … ganz davon abgesehen, was man machen soll, wenn es denn doch mal so weit ist.“ 
  

Mitten im Nirgendwo© Foto: Peter Nenke

 
Als Malte vor ein paar Tagen die Public Access Route zum Lake Eyre North gefahren ist, hat er unterwegs gestoppt, weil mitten auf der Strecke im Niemandsland ein kleines Denkmal stand. Darauf die Inschrift: „Caroline Grossmueller, 11 Dec. 1998, perished“. Das Ganze hat ihn nachdenklich gemacht und zurück in der Zivilisation fand er Internet einen Bericht über das traurige Schicksal dieser verstorbenen Frau …

Die beiden österreichischen Touristen Caroline Grossmüller und Karl Göschka verließen am 7. Dezember 1998 das William Creek Hotel, um zum 65 km östlich liegenden Lake Eyre zu fahren. Vor ihrer Abfahrt schrieben sie sich in ein dafür vorgesehenes Buch ein, um mitzuteilen, wohin sie gingen und dass man sie suchen sollte, falls sie binnen weniger Tage nicht zurück seien. Am selben Abend kamen die beiden am Ufer des Sees an, blieben jedoch mit ihrem Auto am Straßenrand im Sand stecken. Trotzdem Karl etwas Druck von den Reifen ließ und sie so gut es ging freilegte, konnten sie das Auto nicht von der Stelle bewegen.
 

PN-Outback2-800 © Foto: Peter Nenke

 
Sie saßen fest, hatten einen vollen 65 Liter Wasserspeicher und genug zu essen, um mehrere Wochen zu überleben. Außerdem befanden sie sich unweit von einem großen 300 Liter-Wassertank. Caroline und Karl waren sich sicher, dass ihnen jemand zur Hilfe kommen würde, da sie sich in das Buch eingetragen hatten. Nach zwei Tagen des Wartens und keinem Zeichen der Rettung, entschieden sie sich mit einem Zelt, einigen kleinen Sachen und einem 17 Liter-Wasserkanister auf den Weg zu machen. Als erfahrene Läuferin und Medizinstudentin hat Caroline geschätzt, dass sie nachts 4-5 km in der Stunde und somit 65 km in weniger als 12-14 Stunden schaffen konnten – gerade genug Zeit, um nicht der Hitze des Tages ausgeliefert zu werden.

Tagsüber erreichten die Temperaturen über 40°C im Schatten und nachts waren es immer noch 35°C. Nach nur fünf Stunden hatten sie bereits die Hälfte ihres Wasservorrates aufgebraucht und benötigten fünf weitere Stunden, um sich zu erholen. Nachdem sie einige Stunden weitergelaufen waren, ließen Karls Kräfte nach und er entschied sich bis zur nächsten Nacht im Zelt zu bleiben und dann zum Auto zurückzukehren. Caroline wollte den Weg alleine fortsetzen. Sie trug Karls Schuhe, da ihre bereits anfingen zu schmelzen, und den Großteil ihres restlichen Wassers.

Caroline wurde fünf Tage später, am 15. Dezember 1998, von zwei deutschen Touristen tot aufgefunden. Sie starb am Straßenrand, auf halbem Weg zwischen Lake Eyre und dem Hotel. Sie schaffte es 30 km weiterzulaufen, bevor ihr Körper kollabierte. Obwohl sie noch zwei Liter Wasser bei sich trug und an kleinen Wasserquellen vorbeikam, starb sie an einem Hitzeschlag. Karl wurde noch am selben Tag gerettet.
  

Wasserquelle im Outback © Foto: Peter Nenke

 
Polizeibeamten meldeten, dass die Wagenräder des österreichischen Paars noch zu viel Druck hatten. Nachdem der Druck unwesentlich abgelassen und der Sand beseitigt wurde, konnte das Auto nach nur zehn Minuten problemlos herausgefahren werden.

Obwohl Karl und Caroline genügend Wasservorräte und einen Desert Pass Pack mit Anweisungen hatten, die ihnen genau sagten, was in so einem Fall zu tun sei – bleib beim Wagen, halte dich im Schatten auf, spare Wasser, bereite Rettungssignale vor – waren sie nicht auf diese Situation vorbereitet.

Jedem der eine solche Reise ins australische Outback plant, sollte es sich vorher gut überlegen und sich auf alle möglichen Szenarien gefasst machen. Vor allem sollte man nicht ignorieren, dass Temperaturen von bis zu 60°C selbst dem tüchtigsten und gesündesten Menschen zu schaffen machen und Wasser allein nicht ausreicht zum Überleben.


Wir haben bereits zum Thema berichtet:


Quelle: www.exploroz.com/Forum

© Fotos mit freundlicher Genehmigung von Peter Nenke

Autor/in des Artikels

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Michaela Pamina Lange

Andere Länder und Kulturen interessieren Michaela sehr, daher findet sie es spannend, nicht nur als Tourist zu reisen, sondern auch für einige Zeit an einem fremden Ort zu leben. Um einen Einblick in ein anderes alltägliches Leben zu bekommen, hat sie bereits in Frankreich und in Kanada gelebt.

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