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Neuseeland: Ein idyllischer Urlaub wird zum Alptraum

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Zwei tschechische Backpacker versprachen sich in Neuseeland ein Jahr voller Spaß und Action. Stattdessen endete ein Ausflug entlang des Routeburn Tracks, zwischen dem Aspiring- und Fiordland-Nationalpark auf der Südinsel, für einen der beiden tödlich.

Der Routeburn Track zählt mit ca. 13.000 Besuchern jährlich zu einer der beliebtesten Wanderrouten Neuseelands. 32 km entlang einer großen Erdfalte führt der Wanderweg durch Regenwälder, aber auch durch schneebedeckte, kahle Berge und unwegsames Gelände.

Auch die beiden tschechischen Backpacker Pavlina Piazova und Ondrej Petr entschieden sich für einen Ausflug auf dem Track, bevor sie ihre Arbeit auf einer Farm in der Nähe von Dunedin antreten wollten.

Als erfahrene Outdoor-Enthusiasten schritten sie am 26. Juli 2016, vier Monate nach ihrer Ankunft in Neuseeland, voller Vorfreude einem neuen Abenteuer entgegen.

Übermütig begannen sie ihre Wanderung außerhalb der Great Walks Season, sprich der Hauptsaison, mitten im neuseeländischen Winter. Während dieser Zeit (April bis Oktober) ist der Routeburn Track nur teilweise begehbar. 
 

© Foto: New Zealand Police Media Centre

 
Harte Wetterbedingungen außerhalb der Great Walk Season erfordern zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen

Die Gründe für die Sperrungen mögen darin liegen, dass die winterliche Landschaft – besonders im Fiordland – von frostigen Temperaturen und tiefem Schneefall geprägt ist. Oftmals verschwinden die Track-Markierungen unter dem Schnee, sodass eine große Gefahr besteht, sich zu verlaufen.

Zusätzlich erschwert die kurze Zeitspanne mit Tageslicht die Sichtverhältnisse. Außerdem ist gehäuft mit Lawinen und Überschwemmungen innerhalb dieser Periode zu rechnen.

Natürlich sind die abgesperrten Wege dann auch verlassen und nur notdürftig ausgestattet. Da sogar einige Brücken als Schutzmaßnahme im Winter komplett abgebaut werden, wird es geraten, sich innerhalb der zugelassenen Zonen aufzuhalten.

Eine gute Vorbereitung und die richtige Ausrüstung kann über Leben und Tod entscheiden

Besonders außerhalb der Saison sollte man in der Lage sein, Gefahrensituationen selbstständig einschätzen zu können und das richtige Equipment dabei haben, denn im Notfall kann das über Leben und Tod entscheiden.

Das DOC rät, immer genügend Proviant einzupacken und wetterbedingte Kleidung zu tragen. Auch empfehlen sich sowohl ein Notfunkgerät wie auch ein Radio im Gepäck, wodurch man sich über die derzeitige Wetterlage erkundigen und jederzeit Hilfe anfordern kann. Lawinensonden und kleine Schaufeln erweisen sich in Notsituationen ebenfalls als Lebensretter.

Für die Abenteuerlustigen, die sich trotz der verhärteten Wetterbedingungen für den Routeburn Track entscheiden, hält das DOC (Department of Conservation) ausführliche Informationen über die Konditionen, die Gefahren, die benötigte Ausstattung sowie Verhaltensregeln im Notfall bereit. Der sogenannte Outdoor Safety Code kann auf der Homepage eingesehen werden und gibt nützliche Ratschläge, die die eigene Sicherheit gewährleisten.

So ist es auch nie verkehrt, Freunde oder Verwandte über die aktuellen Reisepläne zu informieren. Dabei kann man auch ruhig ins Detail gehen.

Eine ausreichende Vorbereitung des jeweiligen Trips und genaue Informationen zur der Region sind eigentlich immer von Vorteil. Außerdem sollte man die eigenen Grenzen kennen und realistisch abwägen, ob man den Anforderungen gewachsen ist.

Unterschätzte Wetterbedingungen und mangelnde Vorbereitung verwandeln das Abenteuer in ein pures Horror-Szenario

Pavlina und Ondrej sahen sich den Herausforderungen gewachsen, schließlich wäre es nicht das erste Outdoor-Adventure der beiden. Trotz der Warnungen von DOC-Mitarbeitern liefen sie los.

Notdürftig ausgestattet begannen sie die Wanderung, die bereits in der ersten Nacht eine fatale Wendung nahm. Ein schwerer Schneesturm erwischte die beiden unvorbereitet. Zudem mussten sie gegen starke, eisige Winde ankämpfen. Der aufsteigende Nebel machte eine klare Sicht unmöglich.

Sie kamen vom Weg ab und rutschten einen Steilhang herunter. Pavlina konnte auf der Höhe von ungefähr 7 Metern noch Halt finden, Ondrej hingegen fiel tiefer und blieb im Gestein stecken. Verzweifelt versuchte sie, Ondreij zu Hilfe zu kommen, konnte ihn aber nicht erreichen. Nach Stunden des Überlebenskampfes, erlag Ondrej den Verletzungen. Pavlina konnte nur noch seinen letzten Atemzug hören.

Erschöpft, verletzt und verängstigt kämpfte sie sich den Hang hinauf und irrte drei Tage lang auf der Suche nach Hilfe durch die Wildnis, denn dadurch, dass die Markierungen im brusthohen Schnee bedeckt waren, hatte Pavlina keine Orientierung.

Beim MacKenzie Lake, einem im Winter abgesperrten Teil, fand sie letztendlich einen Unterschlupf in einer Ranger-Hütte. Sie brach durch das Fenster ein und rette sich vor der Kälte. In der Hütte war zwar ein Funkgerät, welches sie leider nicht zum Laufen brachte. 
 

© Foto: New Zealand Police Media Centre

 
Knappe Lebensmittelvorräte und ein sporadisches Interieur ermöglichten es Ihr, zu überleben. 

© Foto: New Zealand Police Media Centre

 
Da die Gegend während des Winters abgeschottet ist, erlosch auch die Hoffnung durch andere Wanderer entdeckt zu werden.

Mehrere Versuche die Hütte zu verlassen, scheiterten, da Pavlina aufgrund ihrer Verletzungen und körperlichen Erschöpfung gezwungen war nach mehreren Metern wieder umzukehren.

Unterkühlt und an Erfrierungen leidend harrte sie fast einen Monat in der verlassenen Hütte aus, bis ein Rettungshubschrauber am 24. August 2016 auf ein graues „H“ im Schnee aufmerksam wurde – ein Hilferuf von Pavlina, den sie durch das Verstreuen von Ascheresten setzte. Ihr Leben wurde gerettet, doch das von Ondrej nahm ein viel zu frühes und tragisches Ende.
 

© Foto: New Zealand Police Media Centre

 
Das Jahr in Neuseeland sollte voller neuer, spannender Eindrücke und Erlebnisse sein, doch stattdessen nahm es ein abruptes Ende mit tödlichem Ausgang. Diese Tragödie hätte vermieden werden können. Die Selbstüberschätzung der beiden Backpacker trug verheerende Konsequenzen mit sich.

Noch immer traumatisiert, sieht Pavlina ein, dass die Wetterbedingungen von beiden unterschätzt worden waren und es ein Fehler gewesen ist, niemanden über ihre Reisepläne in Kenntnis zu setzen. Auch wäre es ratsam gewesen, ein Notfunkgerät mit sich zu führen, denn so hätte viel eher gehandelt werden können.

Die späte Einsicht führt Pavlina zu dem Entschluss, sich für die Aufklärung aller Reisenden, die das Land der Kiwis durchqueren, einzusetzen, um somit anderen ein trauriges Schicksal zu ersparen.

Weitere Informationen zu Regeln, die die eigene Sicherheit gewährleisten, sind hier nachlesbar.


© Fotos: New Zealand Police Media Centre
Quellen: doc.govt.nz, nzherald.co.nz (26.8.;26.8.;27.8.), newshub.co.nz, wikipedia.org

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Alexandra Sitek

Als leidenschaftliche Weltenbummlerin lässt sich Alexandra für andere Kulturen und Bräuche begeistern. Nach dem Abitur packte sie die Reiselust, wodurch sie ein Jahr Down Under und im Land der Kiwis verbrachte. Seitdem tourt sie immer mal wieder durch die Weltgeschichte und sucht nach dem 'place to be'.
Neben dem Reisen zählt das Schreiben ebenfalls zu ihren Passionen.

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