Ein Australier in Berlin

Von Glühwein, Schnee und Eiscreme

Der Mueggelsee in Berlin

Na endlich: Der Winter pfeift (hoffentlich) aus dem letzten Loch; Frau Holles Atem war schließlich lang genug. Da der Schnee aber noch nicht ganz weggetaut ist, nutze ich die Zeit der letzten hartnäckigen Flocken da draußen, um Coreys ersten richtigen Winter Revue passieren zu lassen. Entschuldigt die lange Wartezeit. Nicht etwa akute Unlust oder eine Schreibblockade zwangen den Blog in den Winterschlaf, sondern die höhere Macht der Technik.
 

Zur Vorweihnachtszeit

Zur Vorweihnachtszeit

 
Schlittern wir also kurz zurück in den Dezember des letzten Jahres. Weihnachten in Deutschland zu erleben, war für Corey an sich nicht neu. Er hatte ja bereits den Jahreswechsel 2011/2012 hier in Berlin verbracht. Unsere „komische“ Tradition, jeden Sonntag plötzlich eine Kerze mehr anzuzünden, hatte er ebenso in Erinnerung wie die Tatsache, dass er auch dieses Mal wieder einen echten Tannenbaum in unsere Wohnung zu hieven hatte. Sein Argument, wie die Australier ein billiges Plastikexemplar zu kaufen und dieses „alle Jahre wieder“ zu benutzen, stieß bei mir auf deutsche Sturheit und so lebten wir für drei Wochen in einem herrlichen Meer aus Nadeln.

Neu jedoch war der viele Schnee, der uns kurz vor Weihnachten von oben überfiel – nur leider nicht bis zum eigentlichen Fest überwinterte. Jedes Jahr der gleiche Matsch zum Fest. Egal. Coreys Freude war groß! Nur war der Schnee an seiner Haut viel kälter als gedacht. Bei Schneeballschlachten lief er dann auch lieber weg, als sich den frostigen Wurfgeschossen zu stellen. Eingeseift wurde er trotzdem ordentlich.
 

Durchgefroren war er.

Durchgefroren war er.

 
Was wiederum nicht so gut klappte, war die Sache mit dem Schneemann bauen. Ich weiß noch immer nicht, was wir falsch gemacht haben. Entweder war der Schnee zu fluffig, die Geduld zu gering oder man selbst einfach zu alt – es wollte einfach kein Schneeball zu einer großen Kugel anwachsen! Einen kleinen Snowman haben wir schließlich doch noch zusammen gesetzt bekommen; mit einer Batterie als Nase. Der Aussie Way einer Karotte. Man spielt eben nicht mit Essen.

Was natürlich zur Winter-Weihnachtszeit nicht fehlen darf, ist der herrlich duftend-dampfende Glühwein auf den Weihnachtsmärkten. Wenn es nach unserem Australier geht, darf der allerdings getrost hinterm Tresen bleiben. Heißer Wein ist für ihn definitiv zu Deutsch. Immerhin hat er Jägertee ausprobiert. Aber nachdem er festgestellte, das Jägertee nichts zu tun hat mit seinem innig geliebten Jägermeister, floss auch dieses Heißgetränk nur widerwillig seine Kehle hinunter.

Die gebrannten Mandeln mit Red Bull-Geschmack fand er dafür umso leckerer. Und die Weihnachtsgans samt Rotkohl und Klößen von Muttern hat es ihm schon im letzten Jahr angetan. Mit vollem, aber glücklichem Bauch hat es Corey auch nicht weiter gestört, dass die Bescherung schon einen Tag eher stattfand, als in Australien typisch. Heiligabend ist eben das Maß aller deutschen Weihnachtsdinge.
 

Gluehwein fuer den Aussie

Glühwein für den Aussie

 
Doch was ist schon Weihnachten gegen die Aufregung, die Silvester für einen Australier mit sich bringt. Auf dem 5. Kontinent ist es verboten, Knallzeug zu kaufen. Jedes Feuerwerk ist organisiert. Silvester in Deutschland ist für Corey daher ein riesengroßer Abenteuer-Spielplatz, auf dem er sich ganz legal austoben kann. Schon Tage vorher blätterte er aufgeregt die Werbeprospekte der Supermärkte durch und machte sich eine „Einkaufsliste“. Nur die weibliche Finanzhoheit setzte ihm gewisse Grenzen. Mit Bier in der einen und Feuerzeug in der anderen Hand stand er später auf unserem Balkon und schmiss seine Böller auf die Straße – mit strahlenden Augen und einem breiten Grinsen. An Silvester ließ er sich nur schwer zügeln, nicht alle Knaller schon vor Mitternacht zu verballern. So erlebte Corey also seinen zweiten Jahreswechsel fernab Down Unders. Das Heimweh war an diesem Tag nicht wirklich groß, denn auf die Feuerwerkskörper wollte er ab sofort nicht mehr verzichten.
  

Hinein in 2013

Hinein in 2013

 
Das neue Jahr kam, das alte ging – so auch der Schnee. Mittlerweile steht Ostern vor der Tür und Berlin zeigt sich noch immer weiß. Corey mag den Winter, doch so langsam hat auch er die Nase voll davon. Nicht etwa, weil er ständig ausgerutscht ist oder sich wider Willen tatsächlich lange Unterhosen gekauft hat, sondern weil der Winter einfach so verdammt widerspenstig ist. Mal kalt, mal mild, mal grau, mal weiß … Willkommen in unserer Welt!
  

Einmal Lachen bitte

Einmal Lachen bitte

 
Mit hoffentlich viel Sonnenschein gehts für Corey die nächsten Wochen weiter. Wenn alles klappt, könnt ihr demnächst von unserem Australier Eis serviert bekommen. Das ist nämlich sein nächster Job. Wie er sich dabei schlägt, erfahrt ihr bald.

See ya, Steff & Corey

Autor/in des Artikels

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Stefanie Stadon

Steffi studierte zunächst Bank-Betriebswirtschaftslehre, wechselte danach jedoch mit Euphorie zur Geschichtswissenschaft.
Nach gelungenem Abschluss war das Fernweh groß geworden, also zog sie ab August 2010 für ein Jahr durch die Weiten Australiens.
Ihr schönstes Souvenir, dass sie sich mit zurück in die Heimat brachte, ist ihr australischer Ehemann Corey.

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