Australien News

Zwei Tote am Great Barrier Reef – Krankheit oder Quallenattacke?

Eine Tragödie am Great Barrier Reef in Australien legt einen grauen Schleier auf das sonst so farbenfrohe Unterwasserreich. Zwei französische Touristen im Alter von 76 und 74 Jahren sind beim Schnorcheln ums Leben gekommen, ein weiterer konnte reanimiert werden und befindet sich im Krankenhaus. Tragischer Unfall, Quallenattacke oder pure Selbstüberschätzung?

Die Zahl derer, die am berühmtesten Korallenriff der Welt gestorben sind, ist gestern auf acht gestiegen – eine Zahl, die über dem jährlichen Durchschnitt liegt. Doch der Tod von Jacques Goron, 76, und Danielle Franck, 74, die beim Schnorcheln einen Herzinfarkt erlitten und daraufhin ertranken, könnte in Zukunft für Diskussionen sorgen – insbesondere was die Altersgrenze und Sicherheitsvorkehrungen zum Schnorcheln und Tauchen angeht.

Es war ein Urlaubstag wie jeder anderer, als Jacques und Danielle mit ihrer 21-köpfigen Senioren-Reisegruppe auf der Passions of Paradise in See stachen. Der eintägige Schnorchelausflug ist bei Touristen sehr beliebt und das Great Barrier Reef eines der beliebtesten Ausflugsziele für Cairns-Urlauber. Das Michaelmas Cay, eine der größten unbewohnten Sandinseln nahe Cairns, wird von Katamaranen gerne angesteuert, da das tropische Paradies ideale Bedingungen zum Schnorcheln bietet. Doch das Paradies wurde gestern für einige zum realen Albtraum.

Alle drei Verunglückten hatten bereits vor ihrem Schnorcheltrip gesundheitliche Probleme, was unter Umständen zu dem Unglück beigetragen haben könnte. Während des Tauchgangs sollen sie Salzwasser durch ihre Schnorchel geschluckt haben und in Panik verfallen sein. In der Panik erlitten die Franzosen einen Herzinfarkt und ertranken.

Das Personal der Passions of Paradise hätte vorbildlich gehandelt. Bei jedem Schnorchelausflug sind zwei ausgebildete Schnorchellehrer mit im Wasser und zwei Wachleute beobachten die Schwimmer von Strand und Schiff. Die betroffenen Senioren wurden schnell entdeckt, doch Reanimierungsversuche von Personal und einem Arzt sind bei zwei der drei Verunglückten fehlgeschlagen.

Während zum Tauchen eine medizinische Tauglichkeitserklärung und ein eventueller Arztbesuch unumgänglich sind, können Touristen sich immer zum Schnorcheln anmelden – ohne jegliche Voruntersuchung oder Erfahrung. Ebenso gibt es keine Altersgrenze, was besonders auch Senioren dazu animiert, einen Ausflug ins Blaue zu buchen.

Man möchte es ihnen von ganzem Herzen gönnen: Den Reiz des Abenteuers, das Jungbleiben, die Entdeckerlust. Es scheint aber, dass viele ihre körperliche Fitness und gesundheitliche Verfassung überschätzen oder gar außer Acht lassen – fast naiv – a là “Natürlich kann ich das noch!”. Seinen eigenen Körper richtig einzuschätzen ist nicht immer einfach. Im Falle von Krankheit oder kleinsten Zweifeln sollte man in jedem Fall lieber zweimal überlegen. Es mag aber sein, dass einem diese  Überlegungen nun auch abgenommen werden. Der Zwischenfall in Cairns wird sicherlich auch Behörden und Regierung ins Grübeln bringen – körperlich fitten Senioren zum Nachteil.


UPDATE vom 17.11.2017:

Weitere Untersuchungen ergaben nun, dass der Tod der zwei französischen Touristen auf Quallenvergiftungen zurückzuführen sein könnte. Kardiologen und Forscher sind der Meinung, dass drei Herzinfarkte in so kurzer Zeit statistisch gesehen fast unmöglich seien und der Touranbieter sich nicht auf vorher bestehende Herzerkrankungen berufen könne. Ob hier Tatsachen verschleiert werden, um dem Tagesgeschäft des Tauchanbieters nicht zu schaden, ist allerdings fraglich.

Die Irukandji Quallen, eine der gefährlichsten Quallenarten überhaupt, sind nur etwa so groß wie ein Daumen und damit sehr schwer beim Tauchen oder Schnorcheln zu sehen. In der Regel sind diese gefährlichen Wasserkreaturen zwischen Oktober und März/April in seichten Gewässern zu finden. Kommt man mit ihnen in Berührung, kommt es innerhalb von 30 Minuten zu ernsthaften und schmerzhaften Folgen, die bis zum Herzinfarkt und damit zum Tod führen können. Insbesondere ältere Menschen bringen sich in besondere Gefahr, denn ihr Körper kann den Schock nur selten überstehen – eine Erklärung, die für Ärzte wesentlich wahrscheinlicher ist, als das Statement des Touranbieters. Weitere Untersuchungen zur Aufklärung der Todesfälle sind geplant.

Weitere Informationen zu Quallen in Australien findet ihr hier.


Quellen: www.couriermail.com.auwww.news.com.au
© Foto: Tourism Queensland

Autor/in des Artikels

Avatar-Foto

Annika Ludwig

Wenn Annika nicht gerade auf den nächsten Flieger wartet, um ein neues Land zu entdecken, findet man sie mit einem Buch in einem der vielen Berliner Cafés. Nach mehreren Auslandsaufenthalten hat sie Anglistik studiert, wodurch ihre Leidenschaft für englischsprachige Kulturen und das Reisen nur noch mehr beflügelt wurde. Als Online-Redakteurin bei Reisebine war sie für euch in Südaustralien und Queensland unterwegs, um spannende Erlebnisse zu testen.

Schreibe einen Kommentar

Hier kannst du einen Kommentar zum obigen Artikel schreiben.
Bitte beachte: Kommentare mit gewerblichen Links werden von uns NICHT veröffentlicht.
Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Wie wir deine Daten verarbeiten, kannst du in unserer Datenschutzerklärung nachlesen.
Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.