In den Zügen von Melbourne, Australien wird es zunehmend enger. Das verschulden veraltete Technologien und steigende Populationszahlen im ganzen Bundesstaat Victoria. Die Regierung reagiert viel zu spät, führt nun aber schleichend Neuerungen zur Besserung ein.
Man stelle sich vor, man ist auf dem Weg zu Arbeit und steht eingeklemmt zwischen Taschen, Rücken und Bäuchen anderer Menschen in einer Bahn.
Man kann froh sein, wenn man sich gerade so mit den Fingerspitzen an irgendetwas festhalten kann, was hoffentlich eine Haltestange ist und nicht der Arm des Nachbarn. Bei unvorsichtigen Lokführern passiert es sonst schnell, dass man bei abruptem Anfahren ungewollt noch enger mit Nebenstehenden kuschelt.
Nach minutenlangem, krampfhaftem Stehen in dieser Position fühlt man sich wie auf Wolken, wenn man endlich angekommen ist, sich zwischen den anderen unbeholfenen Menschen hindurchpressen und außerhalb erst einmal tief Luft holen kann.
Wohl wissend, dass man schon am Feierabend im selben Dilemma stecken wird.
So oder so ähnlich geht es vielen Bahnfahrern im australischen Melbourne jeden Morgen auf dem Arbeits- oder Schulweg.
Neueste Untersuchungen ergaben, dass über die Hälfte der Züge innerhalb der Stadt mehr Passagiere transportieren als empfohlen.
Laut Public Transport Ministerin Jacinta Allan wurden zusätzliche Zugverbindungen auf einigen Bahnstrecken eingerichtet und weitere Züge angefordert, um die Massen an Mitfahrern etwas besser verteilen zu können.
Allan führte jedoch weiterhin aus, dass die Überfüllung dadurch nicht gänzlich aufzulösen wäre, da immer mehr Menschen mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Daran sei vor allem das schnelle Populationswachstum im ganzen Bundesstaat Victoria schuld.
Die Ministerin könne keine sofortige Besserung der Lage versprechen, aber zunehmende Fortschritte. Eine weitere Fahrplanänderung sei beispielsweise demnächst geplant.
Sie betonte außerdem, dass die Problematik des örtlichen Bahnverkehrs eine Altlast der vorherigen Regierung wäre.
Eine 2015 von Public Transport Victoria (PTV) durchgeführte Überprüfung zeigte, dass einige Zugverbindungen in Melbourne zu den Stoßzeiten bis zu 400 Passagiere mehr mitnahmen als zulässig.
Bemerkenswert ist, dass die Regierung wohl in den letzten Jahren mehrmals darauf hingewiesen wurde, dass die Züge in Melbourne regelmäßig gefährlich stark überfüllt sind.
Dennoch sah sie bisher nicht die Notwendigkeit, etwas dagegen zu unternehmen.
Lediglich einige Sitze wurden aus Zügen herausgerissen, um weitere Stehplätze für Passagiere zu schaffen und noch mehr davon in die Bahnen quetschen zu können, was die Gefahr selbstverständlich keinesfalls vermindert.
Greg Barber, Chef der Partei Victorian Greens, fordert ein moderneres System für die Bahnlinien, damit die Züge schneller von Ort zu Ort kommen und gleichzeitig eine höhere Sicherheit für Mitfahrer zu gewährleisten.
Die Fakten über die zunehmend vollgestopften Verkehrsmittel sprechen laut Barber für sich. Die Regierung habe zu lange heruntergespielt und beiseitegeschoben, was längst hätte behoben werden müssen.
Quelle: Herald Sun
© Foto: Stefanie Stadon
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