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Warum Cowboy sein in Australien längst keine Männersache mehr ist

Das Outback von Australien lebt von der Viehzucht. Der von Beginn an von Männern dominierte Job als Viehhüter wird heute von einer Überzahl an Frauen übernommen, seit es viele junge Männer weg vom Buschland zog, in der Hoffnung dem Aufschwung an Minenjobs etwas abgewinnen zu können. Das freut nicht nur die Mädchen, die sich endlich barrierefrei ihrem Traumjob hingeben können.

Wenn im australischen Outback eines nicht fehlen darf, dann ist das die Viehzucht. Da damit viel Arbeit einhergeht, braucht es viele fleißige Menschen, die sich um die Tiere, Zäune, Fahrzeuge und alles, was sonst nötig ist, kümmern.

Da erscheint einem doch direkt das Bild von männlichen Cowboys vor Augen, die lässig auf ihren Pferden sitzen und Viehherden zusammentreiben, im Handumdrehen jedes kaputte Fahrzeug reparieren und generell alles im Griff haben.

Wer sich jedoch im heutigen Outback genauer umsieht, der wird Augen machen.
Die sonst von Männern dominierte Branche der Jackaroos wurde in den letzten Jahren von ihren weiblichen Kollegen, den Jillaroos locker eingeholt.

Und dabei zeigen sie allen, dass nicht nur Manneskraft es möglich macht, ein guter Viehzüchter zu werden.
Denn das ist das Ziel der Jackeroos und Jilleroos: Praktische Erfahrungen sammeln, um im besten Falle später einmal die eigene Viehzucht leiten und managen zu können.

Ein gutes Beispiel für die neue Frauenpower ist Tegan Hall, eine 22-jährige Australierin, die seit fünf Jahren für Schafs- und Rinderfarmen arbeitet und dort wichtiges Know-how dazugewinnt.

Sie erzählt gerne von ihren Abenteuern, draußen in der unendlichen Weite des nordwestlichen Queenslands.
Wochenlanges Camping in der Wildnis, weit weg von der Farm sowie frühmorgendliches Aufstehen, um unter stechendem Sonnenschein die Rinder zusammenzutreiben, gehören zu ihren normalsten Aufgaben.

Bis es dunkel wird, hat Tegan viel zu erledigen. Abgesehen vom erfahrenen Umgang mit ihrem Pferd Indi kann sie schweißen, kaputte Autos oder Landmaschinen reparieren und Zäune aufbauen.

Es ist längst keine Besonderheit mehr, dass Rinderfarmen von reinen Frauengruppen betrieben werden.
In den letzten fünf Jahren wurden viele junge Männer aufgrund eines Booms an Minenjobs vom Buschland weggelockt, also mussten Frauen ihre Rollen übernehmen.
Heute übertrifft die Zahl der weiblichen Viehtreiber die der Männer sogar. Und das wohlgemerkt, obwohl die Attraktivität der Minenjobs inzwischen wieder abgenommen hat.

Tegan Hall wurde das Leben als Cowgirl sprichwörtlich in die Wiege gelegt, da sie auf einer Schafs- und Rinderzucht in Quilpie, im Südwesten Queenslands aufwuchs.
Ursprünglich wollte sie jedoch Krankenpflege studieren. Diese Pläne änderten sich rasant, als sie sich während eines Gap Years in das Leben als Jilleroo verliebte.

Ihr späterer Versuch, dennoch zu studieren, scheiterte nach wenigen Wochen, da ihr das gewohnte Leben umgeben von Pferden und den anderen Tieren in der Stadt zu sehr fehlte.

Howard Smith, Präsident der Vereinigung Cattle Council of Australia und seinerseits Betreiber einer großen Viehzucht sowie Vater von zwei Töchtern, steht voll und ganz hinter dem Zuwachs an Jillaroos.
Seiner Meinung nach läge das nicht nur am Schwund der Männer durch den Aufschwung der Minenjobs, sondern auch an der heutigen Zeit. Die Mauer zwischen Männern und Frauen werde immer weiter eingerissen, was Vorteile für beide Seiten liefert.

“Mädchen haben ein bisschen mehr Herz. […] Sie gehen sehr viel respektvoller mit anderen um [als Männer].”, gibt Sarah Malloy zu bedenken. Sie betreibt mit ihrem Partner Brad Mourilyan eine Viehfarm südöstlich von Mount Isa, in welcher sie dieses Jahr drei Frauen und zwei Männer einstellen werden.

Alles in allem fühlt Tegan Hall sich sehr wohl in ihrem jetzigen Leben. Solange sie nicht mit sexistischen Kommentaren konfrontiert werde, was bisher wohl nie der Fall war, legt sie nicht so viel Wert auf das Geschlecht ihrer Kollegen.
Hauptsache ist, dass sie sich in ihrem Job wohlfühlt. Und das tut sie, sehr sogar.


Quelle: The Australian
© Foto: Tourism & Events Queensland

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Jasmin Rhein

Da sie schon als Kleinkind von ihren Eltern quer durch die Welt geschleppt wurde, blieb Jasmin eigentlich nichts anderes übrig, als vom Reisefieber angesteckt zu werden. Noch vor dem Studium stehend sieht sie sich geplagt von der Entscheidung einen Zukunftsweg zu wählen, bei der Vielfalt, die die Welt noch für sie zu bieten hat. Als passionierte Surferin und Schnorchlerin aber ließ Australien nicht lange auf sich warten!
Seitdem ergänzt Jasmin das Reisebine-Team als freie Autorin.

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