Zwei Backpackerinnen konnten vergangenen Dienstag einem frühen Tod gerade so entrinnen. Sie waren zusammen mit einem nahezu Fremden in Richtung Victoria unterwegs gewesen, als sie gemeinsam im abgelegenen Salt Creek ihr Nachtlager aufschlugen und der Mann später begann, sie tätlich anzugreifen und zu misshandeln.
Eine abgelegene Dünenlandschaft im Coorong Nationalpark, südöstlich von Adelaide. Einige Männer stehen spätnachmittags am Meeresufer und angeln, wie sie es regelmäßig tun.
Etwa um sechs Uhr abends hören sie plötzlich Hilfeschreie. Nach kurzem Umsehen entdecken sie eine junge Frau, die wild fuchtelnd von den Sanddünen her auf sie zu rennt.
Sofort merken sie, dass etwas nicht stimmt. Das Mädchen ist nackt. Ihre Beine sind übersäht mit blutenden Schrammen, sie braucht Hilfe.
“Bringt mich hier weg, bringt mich hier weg! Er wird uns alle umbringen” ist einer der Wortlaute, an den sich Abdul-Karim Mohammed, einer der Fischer, später erinnert.
Unter Schluchzen und hysterischem Schreien gibt die junge Backpackerin den Männern nach und nach zu verstehen, dass sie mit einer Freundin unterwegs ist, die immer noch irgendwo in der menschenleeren Gegend um ihr Leben kämpfen muss. Gegen einen Mann, der die beiden Frauen vorgeblich verschleppt und vergewaltigt hat, mit dem Vorhaben sie danach umzubringen.
Sofort rufen die schockierten Angler die Polizei. Ein unmittelbar ausgesandter Suchtrupp findet das zweite, ernsthaft verletzte und traumatisierte Mädchen kurz darauf inmitten der Sanddünen.
Auch der Täter wird schnell gefunden, ein 59-Jähriger aus Morphett Vale. Er wird wegen des Verdachts auf sexuelle Nötigung, Freiheitsberaubung und versuchten Mordes festgenommen.
Die beiden mitte-20-jährigen Backpackerinnen, die angeblich aus Brasilien und Deutschland kommen, wurden wegen schwerer Verletzungen ins nächstliegende Krankenhaus gebracht, sind aber laut Angaben stabil.
Berichten zufolge hatten die beiden Touristinnen den Australier am vergangen Dienstag kennengelernt und wollten mit ihm von Adelaide nach Victoria mitfahren.
Im abgeschiedenen Salt Creek machte das Trio am Spätnachmittag Halt und schlug sein Nachtlager auf. Der Mann begann dann im Laufe des Abends, die Frauen sexuell anzugreifen und brutal zu verletzen, mit der augenscheinlichen Absicht, sie zu töten.
Dass eine der Backpackerinnen flüchten konnte und dabei aus purem Glück auf die hilfsbereiten Fischer traf, rettete den beiden höchstwahrscheinlich das Leben.
Der zuständige Hauptkommissar James Blandford warnt davor, mit wildfremden Personen so weite Strecken zu fahren. Egal wie nett sie auf den ersten Blick wirken, man muss jedem alles zutrauen.
Gerade in Australien, wo die Zivilisation oft fern aller Reichweite ist, sollte man seine Mitfahrgelegenheiten und auch Mitfahrer wirklich kennen, bevor man sich tagelang wenige Quadratmeter teilt.
Für die durchaus geringe Anzahl an Verbrechern bietet das Land leider viel zu viele Möglichkeiten, unentdeckt Schandtaten zu begehen.
Dieser Artikel soll keinesfalls davor abschrecken, nach Australien zu reisen oder Backpacker(in) zu sein. Australien ist und bleibt ein ausgezeichnetes Reiseland, gefüllt mit tollen, freundlichen Menschen und zahllosen, abenteuerlichen Möglichkeiten.
Vor allem für junge Frauen sollte es aber absolut klar sein, dass man niemals mit anderen mitfährt, die man gerade erst kennengelernt hat. Selbst wenn man zu zweit oder zu dritt unterwegs ist.
Es gibt genügend Möglichkeiten, in Sicherheit und in großen Gruppen per Bus oder Bahn durch die zahlreichen menschenleeren Gegenden Australiens zu reisen.
Was den beiden jungen Backpackerinnen in Salt Creek passiert ist, ist absolut schrecklich und mit Sicherheit nicht deren Schuld. Vermeidbar war es leider trotzdem.
Quellen: The Sydney Morning Herald: 11.02.16, 11.02.16, 12.02.16
© Foto: Stefanie Stadon
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