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Debatte um “Frauenwaggons” in Zügen erhitzt Gemüter

In Australien wird derzeit kontrovers über einen Vorschlag für Zugwaggons, die ausschließlich Frauen vorbehalten sein sollen, diskutiert. Fürsprecher erhoffen sich eine größere Sicherheit für die Frauen, Kritiker monieren eine falsche Signalsendung.

Der Vorschlag für nur für Frauen zugängliche Zugwaggons, wie es sie bereits in Indien, dem Iran, Indonesien, Japan, Taiwan, den Philippinen, Malaysia und den Vereinigten Arabischen Emiraten gibt, kommt von Bob Nanva, dem Geschäftsführer der nationalen Zug-, Tram- und Bus-Vereinigung (RTBU).

Nanva sagte, der öffentliche Transport zu später Stunde müsse für Frauen sicherer werden und schlägt vor, in New South Wales probeweise spezielle pinke Sicherheitswaggons nur für Frauen mit zusätzlichen Kameras, Alarmknöpfen und stärkeren Kontrollen durch die Mitarbeiter in Betrieb gehen zu lassen.

Seit 2012 habe es laut Nanva 2859 Übergriffe auf Frauen in öffentlichen Verkehrsmitteln in Australien gegeben, davon alleine 19 pro Monat in New South Wales.

“Eine Umfrage vor einigen Jahren hat ergeben, dass sich 64 Prozent aller Frauen in New South Wales nach Anbruch der Dunkelheit in öffentlichen Verkehrsmitteln unsicher fühlen. Aber das ist nicht nur ein Problem von New South Wales (…). Kinder und Frauen, die im Dunkeln mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, sollten einen Ort haben, an dem sie sich sicher fühlen können ohne Angst haben zu müssen, dass der Typ, der sie vom Gang gegenüber anschielt, ein potentieller Angreifer ist”, erklärt Nanva seinen Vorstoß.

Nanvas Pläne kommen allerdings nicht bei allen gut an. Radiomoderator Ben Fordham von 2GB etwa äußerte sich folgendermaßen: “Ich finde die Idee, dass Frauen vor jemandem wie mir beschützt werden müssen, wirklich sehr, sehr seltsam.” Sowohl Frauen als auch Männer würden anderen schlimme Dinge antun, also solle man sich lieber generell auf die Bestrafung der Täter und Täterinnen konzentrieren.

“Ich denke nicht, dass diese Waggons Sinn ergeben. Was für eine Signalwirkung hätten sie bzgl. des Verhaltens, das man sich in anderen Teilen des Zuges erlauben kann?”, so Fordham weiter.

Eine Userin auf Twitter stimmte Fordham zu: “Zu solchen Maßnahmen sollte es nicht kommen, wir müssen uns um alle kümmern.”

Eine andere Userin hingegen kritisierte Nanvas Vorschlag dahingehend, dass die Frauen als potentielle Opfer die Leidtragenden seien und schlug hingegen reine “Männerwaggons” vor: “Alternativ könnten wir den Männern auch zeigen, dass es nicht okay ist, Frauen zu belästigen und zu überfallen.”

RTBU-Chef Nanva betonte, dass das Ziel der Pläne weder sei, Frauen abzusondern, noch die Fahrgäste in den übrigen Waggons gefährlichen Situationen auszusetzen. Vielmehr müsse eine größere Präsenz der Belegschaft in Zügen und an Stationen für ein verstärktes Sicherheitsgefühl im öffentlichen Nahverkehr sorgen.

“Wenn die Sicherheitswaggons aber dazu führen, dass die Menschen sich sicherer fühlen, sobald sie in den Zug steigen, dann sollten diese Waggons auch ein Teil der Antwort auf die sexuelle Gewalt in öffentlichen Verkehrsmitteln sein”, so Nanvas.

Auch in anderen Ländern ist die Debatte aktuell und kontrovers, erst letzte Woche hatte die deutsche Regiobahn angekündigt, künftig ein separates Abteil nur für Frauen und Kinder auf der Strecke zwischen Leipzig und Chemnitz bereitzustellen. In England hingegen hatte letztes Jahr Oppositionsführer Jeremy Corbyn gesagt, es sei “inakzeptabel, dass viele Frauen und Mädchen ihr tägliches Leben anpassen müssen, nur um nicht belästigt zu werden.”

In New South Wales wird bei den Zügen von Sydney Trains der Waggon, der in größter Nähe zum Zugbegleiter liegt, bereits mit blauem Licht kenntlich gemacht. Zudem sagte ein Sprecher des Unternehmens, dass laut Umfragen das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste zwischen November 2012 und November 2015 infolge vermehrter Kameraüberwachung in Zügen und an Stationen und von Notfallknöpfen, mit denen man Kontakt zum Zugbegleiter aufnehmen könne, um 11 Prozent gestiegen sei.

Erst vor wenigen Tagen war in Victoria eine 14-Jährige, an einer Bahnstation in Hallam wartend, zu zwei Männern ins Auto gestiegen und anschließend in einem verlassenen Fabrikgebäude von den beiden mehrfach wegen Vergewaltigung vorbestraften Männern vergewaltigt worden.

Dieser neue schockierende Vorfall dürfte die Diskussionen über die Sicherheit von Frauen und die Einführung der pinken “Frauenwaggons” im öffentlichen Personenverkehr nur weiter anheizen.


Quellen: news.com.au, Breitbart News Network, The Age
© Fotos: Country Link, Nicole Löwe

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Matthias Toews

Wie unsere anderen Autoren ist auch Matthias gerne in der Welt unterwegs. Während eines achtmonatigen Work & Travel-Aufenthalts in Australien hat er die Ost- und die Südküste sowie das Outback bereist. Er kann sich gut vorstellen, mit seinem 2nd Year Visa nach Australien zurückzugehen, um auch noch die Westküste zu erkunden und damit seine persönliche Rundreise durch dieses einzigartige Land zu vollenden.

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