In Australien steht das größte australische Farmunternehmen S. Kidman and Co. kurz davor, den Großteil seiner Farmen an ein chinesisch-australisches Konsortium zu verkaufen.
Das Familienunternehmen ist der größte private Landbesitzer Australiens und nennt Rinderfarmen mit einer Gesamtfläche von 101.000 km² in Western Australia, South Australia, dem Northern Territory und Queensland sein Eigen.
Wie S. Kidman and Co. in einer Stellungnahme am Dienstag bekannt gab, habe man sich mit dem Konsortium, das von der Dakang Australia Holdings und der an der ASX (australische Börse) gelisteten Australian Rural Capital (ARC) geführt werde, geeinigt.
Bevor der $371 Millionen Deal mit dem Konsortium jedoch über die Bühne gehen kann, muss er noch sowohl vom Foreign Investment Review Board (FIRB) als auch von Finanzminister Scott Morrison genehmigt werden.
Die Vereinbarung sieht vor, dass Dakang Australia Holdings 80 Prozent der Unternehmensanteile übernimmt und ARC die restlichen 20 Prozent.
Dakang Australias Holdings ist eine Tochterfirma der Hunan Dakang Pasture Farming, einer chinesischen Firma, die sich wiederum mehrheitlich im Besitz der Shanghai Pengxin Group befindet.
Hunan Dakang Pasture Farming ist im Bereich der Schweine-, Rinder- und Schafzucht tätig und hält bedeutende Anteile im neuseeländischen Molkereisektor.
Der Vorsitzende von S. Kidman and Co., John Crosby, ist überzeugt von den neuen Eigentümern: “Wir glauben, dass Dakang Australia und die ARC gute Gesellschafter sein werden und die Übernahme eine solide Basis für Wachstum schaffen und Australiern gleichzeitig die Chance bieten wird, in die Zukunft des Unternehmens zu investieren.”
Das Konsortium sieht zunächst eine Kapitalerhöhung von gut $46 Millionen vor, um die Herden aufzustocken und im ersten Jahr 50 neue Jobs im Outback zu schaffen.
Die Anna Creek Station, die mit 23.000 km² größte Rinderfarm der Welt, wird von dem Deal mit den neuen Eigentümern hingegen ausgenommen und soll stattdessen an die in South Australia ansässige Williams Cattle Company verkauft werden, der schon fünf Rinderfarmen im Norden South Australias gehören, von denen eine an die Anna Creek Station angrenzt.
Dieses Geschäft kann aber erst abgeschlossen werden, sobald das FIRB grünes Licht für die Übernahme durch das Konsortium gibt.
Ursprünglich wollte S. Kidman and Co. all seinen Besitz an die ausländischen Investoren verkaufen, dem wurde im November 2015 aber von Finanzminister Morrison mit Verweis auf die Größe der Anna Creek Station, die ein Viertel des Gesamtbesitzes von S. Kidman and Co. ausmacht, und einem nahen Waffen-Testgelände in Woomera ein Riegel vorgeschoben.
“Wir begrüßen ausländische Investitionen, aber als Finanzminister werde ich immer sichergehen, dass diese auch im nationalen Interesse Australiens liegen”, begründete Morrison seine letztjährige Entscheidung.
Der Geschäftsführer von S. Kidman and Co., Greg Campbell, zeigte sich damals überrascht von der Tatsache, dass Morrison die Größe der Grundstücke als Teil seiner Begründung für die Ablehnung des Verkaufs des Gesamtbesitzes an einen Investor herangezogen hatte.
Zwar sei laut Campbell sein Unternehmen bezogen auf die Fläche das größte im Land, aber nicht im Hinblick auf die tatsächliche Anzahl der Tiere: “Die Consolidated Pastoral Company zum Beispiel hat eine doppelt so große Herde wie wir und befindet sich zu 90 Prozent im Besitz ausländischer Investoren. Die Australian Agricultural Company hat eine fast dreimal so große Herdengröße und ist mehrheitlich in ausländischem Besitz.”
Mit der Williams Cattle Company scheint sich jetzt aber ein für Morrison akzeptabler Käufer für die Anna Creek Station gefunden zu haben.
Mit der Übernahme des traditionsreichen Unternehmens S. Kidman and Co. setzt sich der Trend fort, dass australisches Farmland zunehmend in den Besitz von Investoren aus dem Ausland übergeht.
Allein im Northern Territory gehören 25 Prozent aller gepachteten Ländereien ausländischen Investoren, die vor allem aus Großbritannien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und neuerdings auch Indonesien und China kommen.
Während einige Australier diese Entwicklung durchaus kritisch beobachten, bleiben andere gelassen.
“Wir haben hier so viele Investoren aus Übersee gehabt, aber die wenigsten bleiben länger als zehn, höchstens zwanzig Jahre. Sie bringen Geld in die Industrie (…). Je mehr, desto besser. Sie können uns unser Land nicht wegnehmen”, ist sich der erfahrene Rinderzüchter Tony Davis sicher.
S. Kidman and Co. wurde 1899 von Sir Sidney Kidman gegründet und entwickelte sich über die Jahre zu einem der größten Rindfleischproduzenten des Landes, der sein Fleisch u.a. in die U.S.A, nach Japan und Südostasien exportiert. Gemessen an der Anzahl der Rinder ist es derzeit das fünftgrößte Rinderunternehmen des Landes.
Quellen: ABC (Artikel I), ABC (Artikel II), The Advertiser
© Foto: Jana Nollmann
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