Der besonders milde Winter in Cairns im nördlichen Queensland raubt den Schlangen den Winterschlaf und vielen Bewohnern die Nerven. Dabei sind die wirklich großen Würger heutzutage längst nicht mehr vorhanden.
Australien hat viele Gesichter. Bevorzugt gezeigt werden davon selbstverständlich die schönen, von überwältigender Natur bis hin zu purem Nervenkitzel fehlt es diesem Land scheinbar an nichts.
Seltener erwähnt, aber deshalb nicht weniger bekannt, ist die riesige Palette an verschiedensten Gifttieren, die den gesamten Kontinent besiedeln.
Sehr unbeliebt sind beispielsweise die allseits gefürchteten Schlangen. Wer Australier ist und eine Schlange sieht, fackelt meist nicht lange und tötet sie. Die Angst davor, dass es sich um eine Giftschlange handeln könnte ist dabei so groß, dass oft im vorhinein kein Unterschied zwischen giftigen und nicht-giftigen Schlangen gemacht wird.
Bei Schlangen, dank seines tropischen Klimas sehr begehrt ist die in Queensland gelegene Stadt Cairns. Der dort zurzeit überdurchschnittlich warme Winter sorgt dafür, dass viele Kriechtiere ihren gewohnten Winterschlaf gar nicht erst antraten.
Den Bewohnern wurde somit die sonst entspannte, schlangenfreie Zeit quasi genommen.
© Foto: Sabine Hopf / Reisebine
Die untere Temperaturgrenze in Cairns liegt sonst im Winter durchschnittlich bei ca. 17,4 Grad Celsius, die obere bei 26,6 Grad. Im letzten Monat lagen diese Grenzen jeweils etwa 1 Grad und 0,1 Grad über der Norm.
Den Reptilien in Cairns reichten diese warmen Temperaturen schon aus, um nahezu den gesamten Jahresabschnitt an der Oberfläche zu verbringen.
In den kommenden Wochen wird das warme Frühlingsklima zur Folge haben, dass die paarungswilligen Schlangen noch weniger davor zurückschrecken, sich auf offenem Land fortzubewegen.
David Walton von „Cairns Snake Removals“ (Schlangenbeseitigung Cairns) gab an, dass die Schlangenexperten während seiner 16-jährigen Berufslaufbahn keinen arbeitsreicheren Winter erlebt haben.
Er rät auch in den kommenden Frühlingswochen zu besonderer Vorsicht. Auf Haustiere solle immer ein Auge geworfen werden.
Faszination „falsche Schlange“
Nun sind Schlangen aber nicht nur gefährlich. Seit jeher haben sie auch eine hypnotische Wirkung auf Menschen, und das nicht nur für kleine Jungen, die im Dschungel aufgewachsen und mit Bären befreundet sind.
Durch seinen Beruf hat Walton schon einige besondere Reptilien gesehen, das größte davon: eine 4,50m lange Pyton.
Im Gegensatz zu den Funden am Anfang des 19. Jahrhunderts seien die Schlangen aber geschrumpft, so der Schlangenfänger.
Wo heute nur noch einmal im Jahr ein solcher 4,50-Meter-Gigant gefunden wird, wurden damals sieben- bis acht-Meter-Kolosse gefangen und aufgezeichnet.
In den 1920er Jahren waren die riesigen Tiere ein ungewohntes Gut für die vielen frisch zugezogenen Menschen. Es war nahezu ein Hype für sie, Fotos mit toten, meterlangen Schlangen zu machen, so Pauline O’Keeffe, Managerin der Cairns Historical Society Darstellungsabteilung.
Leider ist die Faszination für diese prachtvollen Exemplare heute größtenteils in Angst und Hass umgeschlagen, weshalb die meisten Tiere unschuldig und ohne Grund sterben müssen.
Eigentlich sind Schlangen scheue Wesen, die den Menschen meiden und nur im äußersten Notfall zubeißen.
Im Jahr sterben weniger als zehn Menschen an giftigen Schlangenbissen, da sie so selten vorkommen und es so gut wie immer Gegengifte in der Nähe gibt. Dennoch ist es normal für viele Australier, jede Schlange zu töten, die in ihre Nähe kommt.
Betrachtet man die Lage einmal aus reiner Überlebenslogik, wäre es intelligenter, jedes Auto zu erschlagen, das uns in die Quere kommt. Aber das wäre ja verrückt.
Mehr Infos zu Schlangen in Australien gibt bei Reisebine hier.
Quelle: Cairnspost
© Foto ganz oben: Sabine Hopf; die historischen Fotos wurden uns mit freundlicher Genehmigung der Cairns Historical Society zur Verfügung gestellt.
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