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Ausgrabungen in Australien enthüllen 9000 Jahre alte Aborigine-Siedlung

Archäologen entdeckten bei Ausgrabungen auf Rosemary Island, Westaustralien, die ältesten Behausungen, die bisher gefunden wurden. Kreisförmig angeordnete Steinfundamente in der Nähe von Karratha sollen Aufschlüsse über das Leben der Aborigines nach der letzten Eiszeit geben.

Anhand der vorgefundenen Überreste kegelförmiger Muscheln einer Schnecke, der sogenannten Terebralia, die den Aborigines als Nahrung diente und welche oftmals bei Wasserlöchern landeinwärts gesammelt wurde, konnte das Alter der Fundamente auf 9000 Jahre geschätzt werden.

Da jeder einzelne Steinkreis von einer kniehohen, ovalen Mauer umrahmt wird und sich innerhalb der Hütten getrennte Räume, die entweder zum Schlafen oder Arbeiten genutzt wurden, auffinden lassen, weckt es den Anschein einer häuslichen Lebensweise.

Diese Annahme wird ebenso durch erkennbare Spuren bestärkt, die darauf hinweisen, dass Pflanzensamen und Körner auf dem Steinboden zermahlt worden waren. Zudem vermutet das Team, dass den damals ansässigen Menschen Zweige und Äste als Dach dienten.

Während die Menschen zu dieser Zeit Jäger und Sammler waren, zeigt die Siedlung erste Entwicklungen von sozialen Strategien auf, die Sesshaftigkeit und eine Anpassung an veränderte Umweltbedingungen andeuten.

Da der Baustil untypisch für die historische Periode ist, lässt sich trotzdem nicht mit Sicherheit sagen, wozu die Hütten genutzt wurden.

Genauso gut könnte es sich dabei aber auch nur um Windschirme handeln, die man lediglich zum Schutz vor starken Windböen nutzte.
 

Umweltveränderungen gaben Anlass zur Anpassung und zur Änderung der Lebensweise

Professor Jo McDonald, die Direktorin des UWA´s Centre for Rock Art Research and Management, erklärt, dass sich vor ungefähr 8000 Jahren die Inseln im Murujunga begannen vom Festland abzuspalten.

Auch führte der ansteigende Meeresspiegel nach der Eiszeit zu Gebietsverlusten, wodurch die Menschen damals in ihrem Lebensstil und Bewegungsfreiraum eingeschränkt wurden und sich letztlich anpassen mussten.

Die Art und Weise der Platzierung der Steine gibt Aufschlüsse über den Umgang mit dem Gebietsverlust. Mittels der Erforschung der Hütten kann es gelingen zu verstehen, wie die Menschen ihren Raum eingeteilt und in unmittelbarer Nähe zueinander in Zeiten großer Umweltveränderungen darin gelebt haben.

Dicht gedrängt auf engem Raum stellten die Hütten daher vermutlich einen sozialen Treffpunkt für viele Gruppen dar.

Die Hütten geben weiterhin noch viele Rätsel auf und liefern nur wenige Antworten. Dennoch lässt sich mit Gewissheit sagen, dass dies die ältesten Funde Australiens sind, die ein häusliches Leben der Aborigines bezeugen und damit gegen die immer noch bestehenden Vorurteile einiger australischer Bewohner sprechen.
 

Seltenheit des Siedlungsfundes fordert Maßnahmen zum Schutz und zur Erhaltung

Das Murujunga ist ein breites Gebiet, das neben dem Dampier Archipel auch das benachbarte Burrup peninsula umschließt und sich ca. 1500 km nördlich von Perth erstreckt. In der Sprache des Volks der Ngarluma, einem Aborigine-Stamm Westaustraliens, bedeutet es soviel wie „hervorragende Hüftknochen“.

Dies ist besonders bezeichnend, da in dieser Gegend bereits unzählige Aborigine-Vermächtnisse gefunden wurden, deren Entstehung sogar noch weiter zurückliegt als die der Siedlung. Es handelt sich, neben Stonehenge oder den Höhlenzeichnungen von Lascaux, um eine weitere Wiege menschlicher Kulturgeschichte.

Eben dies gilt es zu erhalten. Deswegen wurde das Murujunga bereits 2007 zum Nationalerbe ernannt. Für den Erhalt sind allerdings weitere Schutzmaßnahmen notwendig.

Professor McDonald verspricht sich durch die Ernennung zum UNESCO-Weltkulturerbe die nötigen Mittel dafür. Schließlich werden dank der Siedlung nun alle 6 Kriterien für den Status eines Weltkulturerbes erfüllt.

Nun liegt es nur noch an der westaustralischen Regierung die Bemühungen zu unterstützen, um eines der wenigen kulturellen Monumente der Menschheitsgeschichte, die die Zeit überdauerten, auch für die nachkommenden Generationen zu bewahren.


© Fotos: Mit freundlicher Genehmigung von Prof. Jo McDonald
Quelle: theaustralian.com.au, theguardian.com.au, wikipedia.org, burrup.org.au

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Alexandra Sitek

Als leidenschaftliche Weltenbummlerin lässt sich Alexandra für andere Kulturen und Bräuche begeistern. Nach dem Abitur packte sie die Reiselust, wodurch sie ein Jahr Down Under und im Land der Kiwis verbrachte. Seitdem tourt sie immer mal wieder durch die Weltgeschichte und sucht nach dem 'place to be'.
Neben dem Reisen zählt das Schreiben ebenfalls zu ihren Passionen.

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