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Australiens neue Waffe im Kampf gegen Kaninchen

In Australien wurde eine neue Ära im Kampf gegen Kaninchen eingeläutet. Ein Helikopter zeichnete im Südosten des Landes genauestens alle Standorte ihrer Baue auf, sodass es für Farmer ein Leichtes sein wird, die Plage so weit wie möglich einzugrenzen.

 
Die Kaninchenplage in Australien

“Die vermehren sich wie die Karnickel” ist ein Sprichwort, welches wohl jedes Kind kennt. Wie viel Wahrheit in diesem Satz steckt, davon können Australier ein Lied singen.

Bereits 1788 wurden Kaninchen mit den ersten Siedlern nach Australien gebracht. Zunächst hielt man sie nur in Ställen, hauptsächlich als Nahrungsquelle.

Nicht wissend was er da tat, setzte der Jäger Thomas Austin 1859 in Victoria 24 Kaninchen aus, in der Hoffnung, durch die dadurch möglich gewordene Kaninchenjagd sein Heimweh etwas stillen zu können.
Ein schwerer Fehler.

Im Jahre 1891 stellte man fest, dass die fleißigen Nager fast den kompletten Kontinent besiedelt hatten.

Die warmen Klimabedingungen das ganze Jahr über sorgten für eine so rasante Vermehrung der Vierbeiner, sodass ihre Zahl bereits Ende 1920 auf ca. 10 Milliarden Tiere geschätzt wurde.

Der Autor Michael Lenz begründet in einem Artikel für www.spektrum.de die schnelle Fortpflanzung sehr treffend: “Eine weitere Theorie geht davon aus, dass die beiden Kaninchenarten später im Jagdrevier von Austin fröhlich durcheinander rammelten und so einen besonders zähen und kräftigen Hybridnachwuchs zeugten.”

Seitdem wird viel getan, um die Plage in Schach zu halten, denn die Fremdlinge gefährden Flora und Fauna des Landes sehr, während Farmer stetig um ihre Ernte bangen müssen.

 
Der Rabbit- Proof Fence als erste Instanz

Der weltbekannte “Rabbit- Proof Fence”, ein Zaun quer durch Australien, sollte Westaustralien vor den Kaninchen schützen. Im Dezember 1901 begann der Bau des längsten Zaunes der Welt. Er reichte von Jerdacuttup im Süden des Landes bis nach Wallal im Norden und war demnach etwa 1837 km lang.

Da schon während des Baus erneut Kaninchen im Westen gesichtet wurden, errichtete man bald zwei weitere Zäune. Letztendlich half diese Methode nur im Südwesten Australiens, die Population einzugrenzen, da hier alle drei Zäune für eine Abriegelung sorgten.

Da der Rabbit- Proof Fence nie absolute Sicherheit vor der Kaninchenplage bieten konnte und Farmer vor allem während des Ersten Weltkrieges schwer mit ihr zu kämpfen hatten, mussten sie weiterhin erfinderisch sein.
   

© Foto: Rabbit- Proof Fence: Wikimedia (Lizenz: CC BY-SA 3.0) Die drei Rabbit- Proof Fences

 
Die Unbeugsamen lassen sich nicht bezwingen

Eingezäunte Grundstücke, Gift und Jäger konnten die schädlichen Auswirkungen der stetig wachsenden Zahl der Nagetiere bis in die 1950er Jahre einigermaßen eingrenzen.

Ein speziell entwickeltes Virus namens Myxomatose (oder auch Kaninchenpest) sorgt seither für einen eingeschränkten Zuwachs. Sobald die Population an einer Stelle über eine gewisse Grenze hinauswächst, wird durch gezieltes Abwerfen der fragwürdigen Erreger über dem Gebiet eine Epidemie erschaffen, die die Tiere nach und nach sterben lässt.
Die Zahl konnte damit zwischenzeitlich auf etwa 100 Millionen Kaninchen reduziert werden.

Allerdings kann die Menge damit nur eingegrenzt werden, da die Epidemie sich auf natürliche Weise nach einer Zeit selbst ausrottet.

Außerdem entwickelten die Überlebenskünstler schon bald einen Antivirus gegen die Kaninchenpest, weshalb ihre Zahl schon bald wieder auf 300 000 Exemplare geschätzt wurde.

Es konnte bisher kein Mittel gefunden werden, welches die in Australien als Ungeziefer verschrienen Tiere vollständig ausmerzen könnte.

 
Moderne Technik soll Abhilfe schaffen

Auf der Online-Plattform der australischen Zeitung “Weekly Times” wird nun eine neue Waffe gegen die Kaninchenplage vorgestellt. Ein Helikopter zeichnete im Südwesten New South Wales’ nun genau auf, wo sich die Kaninchenbaue befinden.

Die zuständige Beamtin des örtlichen Verbundes für Biosicherheit (Local Lands Services) Suzie Holbery gab an, dass so vergangenen Winter etwa 122 000 ha Fläche abgebildet werden konnten. Ein Helikopter, ausgestattet mit hochauflösender Kamera und GPS-Instrumenten, machte dies möglich.
  

© Foto: Stefanie Stadon

    
Die Karten mit allen aufgezeichneten Kaninchenhöhlen wurden an jegliche Farmer im Umkreis weitergegeben, damit diese sie leichter aufspüren und ihre Zahl reduzieren können.

Innerhalb der aufgenommenen 122 000 ha wurden etwa 3500 Kaninchenbaue gezählt, welche jeweils aus zehn bis 100 Löchern bestehen.
Laut Suzie Holberys Schätzungen entstanden aufgrund der Plage pro Farm bisher rund 100 000 A$ Schaden. Die Bauern können z.B. wegen der Kaninchen keine Schafe halten, was den berechneten Schaden deutlich in die Höhe treibt.

Anwohner, wie beispielsweise Heufarmer James Ives unterstützen die Aktion voll und ganz, da es für ihn und seine Kollegen sowie den gesamten Staat überaus wichtig sei, die Verbreitung der Schädlinge unter Kontrolle zu bringen.
Nicht nur die Kaninchenhöhlen wurden nämlich mit dem Helikopter aufgezeichnet, sondern auch das Unkraut Bocksdorn, welches ähnlich destruktiv auf die australische Flora und Fauna wirkt.

Suzie Holbery bezeichnet die Karten als großen Gewinn im Kampf gegen die eingeschleppten Schädlinge.
Sie hofft darauf, dass die Grundeigentümer im Südwesten New South Wales’ während dieses Sommers das Beste aus der neuen Möglichkeit machen. Die Kaninchenpopulation soll so endlich kontrollierbar werden.

Zu hoffen wäre es, da die Inspektion per Helikopter etwa 110 000 A$ kostete. Dafür war das Ergebnis nach gerade einmal acht Tagen sichtbar.
Dieselben Informationen vom Boden aus zu sammeln hätte wohl mehr als sechs Jahre gedauert.

Es ist wie immer schön anzusehen, dass die Menschen sich nun damit brüsten können, eine Lösung für das selbst verantwortete Problem gefunden zu haben.
Hätte man die Kaninchen damals fragen können, ob sie Australien besiedeln wollen, hätten sie sicher dankend abgelehnt.


Quellen: The Weekly Times, Wikipedia, www.spektrum.de
© Fotos: Kaninchen: Public domain; Rabbit- Proof Fence: Wikimedia (Lizenz: CC BY-SA 3.0); Helikopter: Stefanie Stadon

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Jasmin Rhein

Da sie schon als Kleinkind von ihren Eltern quer durch die Welt geschleppt wurde, blieb Jasmin eigentlich nichts anderes übrig, als vom Reisefieber angesteckt zu werden. Noch vor dem Studium stehend sieht sie sich geplagt von der Entscheidung einen Zukunftsweg zu wählen, bei der Vielfalt, die die Welt noch für sie zu bieten hat. Als passionierte Surferin und Schnorchlerin aber ließ Australien nicht lange auf sich warten!
Seitdem ergänzt Jasmin das Reisebine-Team als freie Autorin.

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