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Von denen, die auszogen, um das Erholen zu lernen

Australien ist nicht nur die große Weite, in der man sich und seine Gedanken verlieren kann. Australien ist auch Melbourne oder Sydney, mit gestressten Geschäftsleuten und überarbeiteten Working-Mums. Ein freundlicher, aber schneller Gruß geht raus, an die Schattenseiten der modernen Welt. Miriam Rose Ugunmerr – Baumann hat diese Schattenseiten ebenfalls beobachtet und bietet seit einiger Zeit Touren an, um den darunter leidenen Menschen das Entspannen zu lehren. In Nauiyu, 250 km südlich von Darwin soll den gestressten Geistern ein Ende gesetzt werden.

Urlaub ist schon was schönes. Raus aus dem Alltag, raus aus der gehetzten Stadt, in der die Leute schon auf dem Weg zur Arbeit nicht vom Telefon loskommen. Einfach mal abschalten. Einfach mal ans Meer, um Strandurlaub vom Feinsten zu genießen oder in die Berge, um den Kopf auf ausgedehnten Wandertouren freizubekommen. Und nach ein paar Tagen oder Wochen ist es dann leider schon wieder vorbei, der Urlaub und das Abschalten. Wenn es denn überhaupt mal geklappt hat. Zurück im Alltagsstress, umzingelt von Workaholics und Arbeitsmarionetten – es scheint als wäre das „Abschalten“ zu einer Tugend geworden, die vielen heutzutage fehlt.

Dieses Problem hat auch Miriam Rose Ungunmerr – Baumann erkannt. Die frühere Grundschullehrerin hat es sich zur Aufgabe gemacht „den Geist der Menschen in der Modernen Welt zu heilen“. Es scheint, als wäre es endlich an der Zeit, dass die moderne Gesellschaft von der traditionellen Art und Weise der Aboriginals zu Handeln, Reden und Denken lernt.

Mit der Miriam Rose Foundation bringt sie ihren Besuchern das Dadirri bei. Die Stiftung setzt sich vor allem für die Stärkung indigener Kinder und Jugendlichen durch Bildung, Kunst und Kultur ein.

Die Dadirri Tours beschreibt Ms Baumann nicht als klassische Tour. „Es ist nicht so eine Tour, bei der man schnell seine Tasche packen muss und hastig in den Bus springt, um 6 Uhr morgens, um dann an irgendwelchen Orten zu sein, um irgendwelche Dinge zu tun.“
Viel mehr geht es hier ums Runterkommen und ums Entspannen. Der Tourleiterin nach ist gerade dies für manche Nicht-Indigene Australier sehr stressig.

Sie ist der Meinung, dass die indigene australische Kultur diesen gestressten Menschen ein Stück mentale Gesundheit zurückbringen kann. Alles mit Hilfe des Dadirri.

Dadirri heißt übersetzt so etwas wie „tiefes Zuhören und stilles Bewusstsein“. „Es geht um die Art und Weise, wie Aboriginals sind und das Bewusstmachen darüber woher man kommt, warum man hier ist, wohin man jetzt geht und wohin man gehört.“

An der Rekonstruktion dieses Bewusstseins arbeitet Miriam Rose Baumann mit ihren Gästen. Dafür sitzen sie stundenlang unter einem riesigen Mahagonibaum und reden. Weit weg von den Zwängen im Alltag, von dem Stress auf der Arbeit und weg von dem ständig unter Druck setzenden Smartphones braucht es nicht lange, um den Geist, die Gedanken und die Zunge zu lockern. Und so redet die Gruppe über die Ängste, die sie haben und den Druck, der auf ihnen lastet. Bis Ende des Jahres sind alle ihre Treffen ausgebucht, so groß ist der Andrang.

Damit erhofft sich Ms Baumann allerdings mehr als nur einen klaren Kopf für ihre Klienten. Sie will ein Verständnis für das Leben einer aboriginal Gemeinde und der Kultur schaffen.

Einen positiven Effekt hat dies außerdem für die Kinder in der Umgebung. Durch Schüler und Arbeitende aus der modernen Welt können sie einiges über westliche Gesellschaften lernen. Dies sei wichtig, da die Jugend das große Privileg, sowie aber gleichzeitig auch die große Herausforderung hat, in zwei Welten aufzuwachsen. Auf der einen Seite in der modernen Welt, so wie wir sie hier alle kennen und auf der anderen Seite in der indigenen Welt, mit den Besonderheiten der Aboriginals.

Für alle die nun Lust bekommen haben, Miriam Rose Baumann und die Dadirri Mediatation kennenzulernen, lohnt es sich, die Stiftung auf ihrer Internetseite oder in den sozialen Netzwerken zu verfolgen. Neuigkeiten über Treffen oder anderes werden hier veröffentlicht. Ein gutes gesprochenes Englisch ist außerdem ein Muss.


Quelle: Miriam Rose Foundation, abc news
© Foto: National Australia Day Council 

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Johanna Lankow

Wanderlust ist wohl der passendste Ausdruck um Johannas Motivation für so manch eine Abzweigung zu beschreiben. Von ausgedehnten Surfausflügen an den Küsten Australiens über endlose Kanutouren in Schweden – für sie gibt es nichts Schöneres, als kleine und größere Abenteuer mit dem Entdecken für sie noch unbekannte Orte zu verbinden.

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