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Geisterstadt Wittenoom: Touristenattraktion oder Todesfalle?

Eine der gefährlichsten Städte in Australien lockt täglich Schaulustige aus aller Welt an. Sie wollen die Rückstände der in den 60er Jahren überstürzt verlassenen Stadt in Western Australia aus nächster Nähe sehen und begeben sich dafür bewusst in Gefahr. Die Meinungen über die Geisterstadt Wittenoom sind polarisierend.

 Sydney Opera House, Uluru und Airlie Beach: für viele Reisende sind die klassischen Sehenswürdigkeiten in Australien nicht genug. Es gibt ja schon Millionen von Fotos davon auf Instagram, da muss etwas Neues her! Dass für den Abenteuertourismus auch mal das ein- oder andere Gefahrenschild ignoriert wird, haben wir schon mehrmals erlebt. Es ist also kein allzu großes Wunder, dass auch eine der giftigsten verlassenen Städte Australiens ein gerngesehenes Ziel für adrenalinsüchtige Touristen ist.

Wittenoom, tief in der abgelegenen Pilbara Region in Western Australia liegend, ist die wohl gefährlichste Geisterstadt in Australien, vielleicht sogar der ganzen Welt. 20.000 Einwohner lebten hier während der 1930er Jahre bis 1966, um in den Minen der Stadt krebserregenden Blauasbest zu bergen. Das führte zu mehr als 2.000 Todesfällen, weshalb die Stadt heute offiziell als kontaminiert gilt.

Inoffiziell ist das verlassene Gelände aber ein Touristenmagnet, den großen Warnschildern die es umgeben zum Trotz. Tausende neugierige Reisende machen sich jährlich auf, um den kuriosen Ort zu bestaunen. Einige Reiseveranstalter in Western Australia bieten sogar geführte Touren durch das verseuchte Wittenoom an.

Rob Paull, CEO des Verwaltungsbezirks Ashburton, zu dem Wittenoom gehört, warnt die Reisenden vor den Gefahren, die nach wie vor von der ehemaligen Minenstadt ausgehen. Jeder Abenteuertourist sollte sich darüber im Klaren sein, dass sie sich selbst, ihre Familien und Freunde damit in Gefahr bringen, Wittenoom zu betreten.

Blauasbest in seiner kleinsten Form ist nicht zu sehen und geruchlos, seine Fasern können sich aber so klein aufspalten, dass sie leicht eingeatmet werden können. Krankheiten können teilweise erst 30 Jahre später ausgelöst werden, was es so schwer macht, sie zu erkennen.

Reisende sind dennoch fasziniert von der Stadt, die scheint, als wären ihre Bewohner nur kurz ausgeflogen. Neben den Gebäuden parken abfahrbereite Autos, Schilder verweisen noch auf Shops und andere öffentliche Einrichtungen.

Jenny Rush, eine Fotografin aus Queensland, erklärt dass das Gefühl des hektischen Lebens, das hier einmal herrschte, immer noch zu spüren ist, was sie besonders fasziniert.
Neben all der Begeisterung betont Rush aber auch, sie habe sich vorher gut informiert und die Besichtigung gemeinsam mit einem Verwandten gemacht, der ein Unternehmen zur Asbestentfernung besitzt. Sie rät davon ab, das Gelände ohne genaueres Vorwissen zu betreten.,

Lyniece Bolitho ist eine ehemalige Bewohnerin Wittenooms, die mehrere Verwandte und Freunde wegen des giftigen Minerals verloren hat. Sie sagt, es muss mehr getan werden, um die Leute davon abzubringen die Geisterstadt zu besuchen. Sie ist bestürzt über die vielen Menschen aus aller Welt, die teils sogar mit ihren Kindern ungeschützt das Gelände und auch die Minen selbst betreten. Warnschilder würden ignoriert und sogar mutwillig zerstört, so die Angehörige vieler Todesopfer Wittenooms.

Das Western Australia Department of Planning, Lands and Heritage warnt auf seiner Website vor den Rückständen von Blauasbest, die weiterhin auf dem Gelände vorhanden sind. Es rät Touristen stark davon ab, nach Wittenoom zu reisen und listet eine Reihe anderer schöner Orte in der Pilbara Region, die völlig risikofrei besucht werden können.

Quelle: www.abc.net.au

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Jasmin Rhein

Da sie schon als Kleinkind von ihren Eltern quer durch die Welt geschleppt wurde, blieb Jasmin eigentlich nichts anderes übrig, als vom Reisefieber angesteckt zu werden. Noch vor dem Studium stehend sieht sie sich geplagt von der Entscheidung einen Zukunftsweg zu wählen, bei der Vielfalt, die die Welt noch für sie zu bieten hat. Als passionierte Surferin und Schnorchlerin aber ließ Australien nicht lange auf sich warten!
Seitdem ergänzt Jasmin das Reisebine-Team als freie Autorin.

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