Ein Gericht im Northern Territory beendet einen seit über 30 Jahren währenden Prozess. Nicht die Mutter, sondern ein Dingo tötete ein im Outback verschwundenes Baby – so das Urteil.
Die jungen Eltern Michael und Lindy Chamberlain zelteten 1980 am Fuße des Uluru. Sie saßen mit Freunden zusammen, als ihnen das Verschwinden ihrer erst neun Wochen alten Tochter Azaria auffiel. Lindy behauptete damals, ein Dingo hätte es verschleppt und getötet.
In der Öffentlichkeit entwickelte sich Misstrauen. Bis dato waren keinerlei Angriffe der Wildhunde Australiens auf Menschen bekannt. Hinzu kam, dass die Chamberlains Mitglieder der Freikirche der Adventisten waren. Mutter Lindy zeigte sich der Allgemeinheit nicht etwa als trauernde Mutter, sondern gemäß ihrem Glauben beherrscht. Sämtliche Indizien sprachen gegen die Eltern. Azarias blutige Kleider ließen sich zwar auffinden, doch weitab des Camps ohne jegliche Dingo-Spuren darauf.
Das Verfahren endete 1982 mit einem Schuldspruch – Lindy Chamberlain wurde des Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt; ihr Mann kam auf Bewährung frei. Als Wanderer einige Jahre später eine Jacke Azarias nahe eines Dingo-Baus entdeckten, kam Lindy vorerst aus dem Gefängnis frei.
Das Verschwinden Azarias blieb indes ein ungelöster Fall. Seither waren die diffamierten Eltern bemüht, ihre Version der Geschichte von einem Gericht bestätigen zu lassen. Es sollte bis Juni 2012 dauern, ehe Richterin Elizabeth Morris in Darwin schließlich urteilte, dass ein Dingo – und nicht die Mutter – Azaria Chamberlain verschleppt und getötet hat. Letzte Zweifel werden gewiss bleiben.
Die Brisanz der Geschichte machte auch vor der Kinoleinwand nicht halt. Bereits 1988 erschien der darauf basierende Film Evil Angels mit Meryl Streep und Sam Neil in den Hauptrollen. Er erhielt unzählige Auszeichnungen, darunter auch eine Oscar Nominierung.
© Foto: Stefanie Stadon
Schreibe einen Kommentar