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Tourist beim Besteigen des Uluru verletzt

In einer aufsehenerregenden Rettungsaktion wurde am Freitagabend australischer Zeit ein taiwanesischer Tourist mit einem Helikopter vom Plateau des Uluru im Zentrum Australiens gerettet. Der Reisende steckte seit Donnerstag Nachmittag in einer 20m tiefen Felsspalte fest. Aus eigenen Kräften konnte er sich nicht befreien. Nach ersten Aussagen hat er sich bei dem Sturz ein Bein gebrochen und Gesichtsverletzungen davon getragen.

Am Donnerstag kletterte der Taiwanese gemeinsam mit zwei Freunden auf den Monolithen im Bundesstaat Northern Territory. Beim Abstieg verließ er den vorgegebenen Weg und stürzte dabei in eine Felsspalte. Nachdem er von seinen Begleitern gegen 6 Uhr abends als vermisst gemeldet wurde, fanden ihn die Suchtrupps kurz darauf. Auf Grund der einsetzenden Dunkelheit war es für eine Rettung bereits zu spät. So musste der Verletzte die Nacht bei nur 6° Grad in der Spalte ausharren. Da es tagsüber sehr heiß war, trug er nicht mehr als Shorts und Shirt. Mittels Lautsprechern hielten Angehörige und Sanitäter fortlaufend Kontakt und versorgten ihn mit Nahrung. Nach Sonnenaufgang transportieren ihn die Rettungshelfer schließlich mit einer Trage auf das Plateau des Besuchermagneten, von wo er mit einem Helikopter ins Krankenhaus geflogen wurde.
  

Umstrittener Aufstieg auf ein Heiligtum

Der Uluru, nach der Besiedlung durch die Europäer auch Ayers Rock genannt, ist ein Heiligtum des Aboriginal-Stammes der Anangu. 1985 trat die Regierung das Land an die traditionellen Besitzer ab. Der daraus hervorgehende Uluru-Kata Tjuta Nationalpark wird seither gemeinsam von den Anangu und der Behörde Parks Australia verwaltet.
  

Hinweis auf heilige Stätten© Foto: Nicole Löwe

 
Die Ikone im roten Zentrum Down Unders ist ein Besuchermagnet. Durchschnittlich 350.000 Touristen zieht der rote Fels jedes Jahr in seinen Bann. Der Aufstieg gehört neben dem “Base Walk” seit langem zum “Attraktionsangebot” vor Ort. Erosion sowie Auswirkungen auf Flora und Fauna infolge menschlicher Abfälle fordern ihren Tribut.

Der Kletterpfad ist außerdem nur provisorisch gesichert. Mehr als 35 Menschen sind bisher ums Leben gekommen. Bei zu großer Hitze, Regen oder nachts ist ein Aufstieg prinzipiell untersagt. Ein generelles Verbot konnten die Anangu bisher nicht durchsetzen. Kulturelle Gesichtspunkte stehen touristischen Anreizen entgegen. So bleibt den Anangu nur, den Besucher für die Heiligkeit des Uluru zu sensibilisieren. Schilder entlang des Rundweges bitten den Betrachter, keine Fotos bestimmter Abschnitte zu machen, da es sich dabei z.B. um Orte kultureller Zeremonien handelt.

Am Fuße des Kletterpfades appellieren folgende Worte an den Touristen: “Our traditional Law teaches us the proper way to behave. We ask you to respect our Law by not climbing Uluru.” Auch wenn so manche Touranbieter noch immer aktiv mit der Möglichkeit des Aufstieges werben, geht die Zahl dieser zurück. Bestiegen 1995 noch 52% der Besucher den Uluru, waren es 2013 lediglich 17%.
  

Von Respekt und Sicherheit

Der Uluru im Morgenlicht© Foto: Stefanie Stadon

 
Es ist also nicht nur eine Frage der Sicherheit, ob der Uluru für den Aufstieg freigegeben werden sollte oder nicht, sondern ebenso des kulturellen Respekts gegenüber den Landbesitzern. Sicherlich mag die Aussicht von “dort oben” überragend sein. Doch der Tourist sollte sich bewusst sein, dass er bei jedem Schritt hinauf ein zentrales Heiligtum anderer Menschen mit den Füßen tritt.

Dass dies andererorts große Konsequenzen haben kann, zeigt ein ähnliches Beispiel aus Malaysia. Dort wurden europäische Backpacker vor kurzem angeklagt, nachdem sie auf einem heiligen Berg nackt für Fotos posierten. Kurz darauf kam es zu einem Erdbeben in der Region. Was für die Gäste Aberglaube sein mag, ist für die Einheimische religiöse Überzeugung. Es heißt nicht umsonst: “Andere Länder, andere Sitten”.


Quellen: guardian.com, abc.net.au, parksaustralia.gov.au  
© Fotos: Reisebine, Nicole Löwe, Stefanie Stadon

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Stefanie Stadon

Steffi studierte zunächst Bank-Betriebswirtschaftslehre, wechselte danach jedoch mit Euphorie zur Geschichtswissenschaft.
Nach gelungenem Abschluss war das Fernweh groß geworden, also zog sie ab August 2010 für ein Jahr durch die Weiten Australiens.
Ihr schönstes Souvenir, dass sie sich mit zurück in die Heimat brachte, ist ihr australischer Ehemann Corey.

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