Nach dem Tod mehrerer Touristen hat die Regierung von Queensland jetzt neue Regeln für Taucher und Schnorchler am Great Barrier Reef festgelegt
Innerhalb von 6 Monaten sind 2016 am Great Barrier Reef an Australiens Ostküste 10 Menschen gestorben. Sechs von ihnen kamen sogar innerhalb von nur einer Woche ums Leben. Besonderes Aufsehen erregte der Tod von zwei französischen Touristen, die beide im November 2016 während einer Schnorchel-Tour einen Herzinfarkt erlitten und noch vor Ort verstarben. Beide Schnorchler waren bereits über 70 Jahre alt und im Rahmen einer Seniorenreise unterwegs.
Nur zwei Tage später gab es einen weitere, ähnlichen Vorfall. Bei einem Tauchgang in der Nähe von Cairns ertrank ein 60-jähriger Brite, nachdem er verzweifelt versuchte, an die Wasseroberfläche zu gelangen. Auch im Dezember des selben Jahres konnte eine Japanerin nur noch tot aus dem Wasser geborgen werden. Anscheinend soll sie ebenfalls einen Herzinfarkt gehabt haben.
Immer wieder gibt es Tauchunfälle am Great Barrier Reef, die tödlich enden und seit mehr als zwei Jahren diskutieren nun schon die verschiedensten Organisationen und Institute über eine eventuelle Neuauflage der Sicherheitsvorkehrungen und Regeln. Jetzt haben sie sich endlich einigen können und die neuen Vorschriften wurden vergangene Woche von der Australischen Regierung vorgestellt.
Auffällig war das Alter der Verunglückten. Alle waren über 60 Jahre alt und körperlich nicht mehr 100 % fit. Trotzdem gab es immer wieder Gerüchte darüber, dass sie nicht eines natürlichen Todes gestorben sein, sondern wahrscheinlich von einer giftigen Qualle, wie zum Beispiel der Irukandji-Qualle, gestochen wurden. Daher wurden Forderungen für eine bessere medizinische Ausstattung und schärfere Schutzmaßnahmen an Bord der Tourboote laut.
“Die Wahrheit ist, dass die meisten Touristen zur Generation der Babyboomer gehören. Das heißt, sie sind nicht mehr die Jüngsten und es fehlt ihnen einfach an körperlicher Fitness. Es wird garantiert medizinische Notfälle geben – dabei ist es entscheidend, wie wir darauf reagieren,” erklärte Col McKenzie von der AMPTO.
Die neuen Regeln besagen unter Anderem, dass Tourunternehmen jetzt dazu befugt sind, eine ärztliche Begutachtung von Schnorchlern und Tauchern zu verlangen, die ein gewisses Alter erreicht haben. So sollen sie sicher gehen können, dass Touristen noch in der Lage sind, alleine und ohne Hilfe zu schwimmen. Wenn nicht, sollen sie eine dünne Schwimmweste oder eine Auftriebshilfe bekommen. Außerdem wird jeder Besucher über die gesundheitlichen Risiken und Gefahren aufgeklärt, die ältere oder unerfahrenen Schwimmer drohen könnten.
“Die Erlaubnis, Touristen nach einem ärztlichen Attest zu fragen, wird das Verhalten auf den Booten deutlich verändern und für eine höhere Sicherheit sorgen.” äußerte sich Col McKenzie, ein Sprecher von AMPTO (Association of Marine Park Tourism Operators; dt: Verband der Tourismus Unternehmen in Meeresparks) zu diesem Thema.
Zusätzlich zum Erkennen von gefährdeten Schwimmern soll jetzt jeder Teilnehmer einen “Partner” zugewiesen bekommen. Dadurch soll verhindert werden, dass Alleingänger sich zu weit vom Boot entfernen und in Notfallsituationen kann auf diese Weise schneller Hilfe geholt bzw. vorläufige Unterstützung durch den Partner geleistet werden. Eine weitere Richtlinie ist, dass von jetzt an jedes Boot dazu verpflichtet ist, eine elektronischen Defibrillator an Bord zu haben, um auf eventuelle Notfälle vorbereitet zu sein.
Ein langer Streitpunkt war die ärztliche Versorgung der Riff-Region. Bis vor kurzem war dafür nur ein einziger Rettungshubschrauber zuständig. Die Regierung ist sich einig, dass das definitiv zu wenig ist. “Eindeutig die beste Entscheidung der Regierung.” sagte McKenzie. “Momentan muss ein einzelner Helikopter eine Fläche von der Größe Tasmaniens abdecken. Mit einem Weiteren wären man in der Lage, noch schneller vor Ort zu sein.”
Kurzzeitig wurde auch darüber diskutiert, manchen Schwimmern das Tauchen oder Schnorcheln ganz zu verbieten, sollte die Crew zu der Entscheidung kommen, dass diese ein Risiko für sich selbst darstellen würden. Gerade Ältere laufen Gefahr, während des Schwimmens einen Krampf zu bekommen oder, in Extremfällen, sogar einen Herzinfarkt. Oft kommt da jede Hilfe zu spät.
Allerdings sorgte dies für viel Aufregung und die Meinungen zu diesem Thema gehen deutlich auseinander. So sind einige davon überzeugt, dass es nur eine weitere Schutzmaßnahme darstellt und durchaus sinnvoll sei. Gegner sagen allerdings, dass niemand das Recht hat, Touristen zu verbieten, wie und mit was für Aktivitäten sie ihren Urlaub verbringen und jeder wissen sollte, zu was er körperlich noch fähig ist.
McKenzie sprach sich für die Veränderungen aus und versicherte die Unterstützung von AMPTO hinsichtlich der neuen Sicherheitsregelungen. Immerhin zählt das Great Barrier Reef zu den schönsten Tauchspots des Welt und ist eine von Australiens Hauptattraktionen. Besucher kommen aus der ganzen Welt, nur um hier einmal tauchen zu können. Daher ist es wichtig, auch in Zukunft für die Sicherheit des Touristen zu sorgen und einen unvergesslichen Aufenthalt zu garantieren.
Eine Regierungsmitarbeiterin von Queensland kommentierte: “Diese Maßnahmen wurden getroffen, um die Sicherheit von Schnorchlern und Tauchern zu gewährleisten. Wenn sie nach Hause kommen, sollen sie von ihren unglaublichen Erfahrungen am Great Barrier Reef erzählen und nicht von schrecklichen Tragödien.”
© Foto: Tourism & Events Queensland
Quellen: abc.net.au / valuewalk.de / bbc.com
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