Panorama

Sicherheit in australischen Backpacker-Hostel

Zwei Brände in 11 Jahren werfen Fragen nach Sicherheitsstandards auf

Was brauchen junge Rucksacktouristen auf Reisen? Ein Bett zum Schlafen, eine einfache Dusche, eine Küche, um sich etwas zu kochen und einen Fernseher. So oder ähnlich geht so mancher an das Vorhaben heran, wenn er ein Backpacker-Hostel eröffnen will. “Viel brauchen die nicht” … denn …. “viel zahlen wollen sie ja schließlich auch nicht”. Da lässt sich ohne großen Aufwand gutes Geld machen.

Alte Hotels, so genannte “Pub-Hotels” in den Innenstädten, die vor rund 100 Jahren dazu ausgelegt waren, z. B. einem Viehtreiber eine Übernachtungsmöglichkeit zu bieten, gibt es viele und eine ganze Reihe von ihnen stehen zum Verkauf. Der heutige Reisende will Komfort, doch den bieten diese alten Gebäude nicht. Die Zimmer haben keine sanitären Anlagen, die Treppen sind steil und eng, die Flure schmal und die Zimmer klein bis winzig. Doch Rucksacktouristen brauchen und wollen diesen Komfort gar nicht. Was also liegt näher, als in diesen Gebäuden ein Backpacker-Hostel zu eröffnen?
 

© Foto: Reisebine

 
Da werden ein paar Etagenbetten gekauft oder irgendwo Gebrauchte billig abgestaubt und in die winzigen Zimmer gestopft. Drei Etagenbetten in einem Raum, der als Einzelzimmer konzipiert war, sind keine Seltenheit. Die Waschräume, manchmal nicht einmal nach Geschlechtern getrennt, werden oberflächlich gestrichen. Die alten Rohre auszutauschen wäre eine Ausgabe, die man sparen kann. Das gleiche gilt für elektrische Leitungen. Es wird billiges oder angeschlagenes Geschirr zusammengesammelt, um eine sog. Küche einzurichten und fertig ist das Backpacker-Hostel. An die Sicherheit der Gäste wird als Letztes gedacht.

Man kann einigen Betreibern von Backpacker-Unterkünften vorwerfen, den Komfort vor der Eingangstür vergessen zu haben oder auf Sauberkeit keinen Wert zu legen. Eine unverzeihliche Unterlassung ist es aber, die Sicherheit ihrer Gäste einfach zu ignorieren.

 

Die Gesetzeslage

In den 1990er Jahren erließ Sydney neue Brandschutzvorschriften, nachdem sechs Rucksacktouristen im Downunder-Hostel im Stadtteil Kings Cross bei einem Brand ums Leben kamen. Die neuen Vorschriften ließen viele Hostelbesitzer damals ratlos zurück:

  • Mindestens 2 Notausgänge
  • Feuerhemmende Türen
  • Mindestens 2 feuersichere Treppen
  • Feuerlöscher auf jeder Etage
  • Ein Feuermeldesystem

Einige Betreiber mussten ihre Etablissements verkaufen, weil sie die Auflagen nicht erfüllen konnten.
Doch hat sich seit damals wirklich etwas geändert?

 

© Foto: Reisebine

 

Vergitterte Fenster und abgeschlossene Türen

In Sydney trifft das keinesfalls auf alle Backpacker-Hostels zu. Immer noch befinden sich – besonders in Kings Cross – ein Teil der Hostels in katastrophalem Zustand. Der Umstand, dass viele Rucksacktouristen unbedingt im “Vergnügungsviertel” der Stadt wohnen wollen, ließ diese Unternehmen bis heute nicht pleite gehen. Wie und ob die vorgeschriebenen Brandschutzvorschriften regelmäßigen Prüfungen unterzogen werden, bleibt unbekannt.

Seit im Juni 2000 erneut in einem Hostel in Childers in Central Queensland 15 junge Rucksacktouristen den Tod fanden, ist die Einhaltung der Brandschutzvorschriften wieder in den Vordergrund getreten. Wie kann es angehen, dass Menschen in einem 2-stöckigen Gebäude sterben, wenn es angeblich feuerhemmende Türen und mindestens 2 Notausgänge gibt?

Weil – laut BBC – die Fenster vergittert und die Notausgänge abgeschlossen waren. In ihrer Angst, Gäste könnten das Hostel ohne zu bezahlen verlassen, greifen Hostelbesitzer zu Maßnahmen, die zur Falle werden können!
Weil – wie ich aus eigener Erfahrung weiß – die Hotels aus dem 19. Jahrhundert für eine geringere Gästekapazität konzipiert waren, heute aber mit 6-10 Personen pro Zimmer vollkommen überbelegt sind. Im Notfall sind Flure, Treppen und Ausgänge für die Masse der ins Freie drängenden Menschen viel zu schmal!
Und – weil Besitzer in ihrer Profitgier versäumt haben, sich um ein Mindestmaß an Brandschutz zu kümmern!

 

Worauf du achten solltest

Auch heute, Jahre später, hat sich an den mangelnden Sicherheitsvorkehrungen nicht viel geändert. Noch immer gibt es mehr als genug Hostels, die im Brandfall zur Falle werden können.

Weil man als Traveller sicherlich nicht damit rechnen kann, dass sich in absehbarer Zeit wirklich etwas ändert, sollte man am besten eine Kurzinspektion vornehmen, bevor man sich entscheidet, in einem Hostel eine oder mehrere Nächte zu verbringen.

Sollte die Unterkunft …

  • vergitterte Fenster
  • einen abgeschlossenen Hinterausgang
  • kleine Zimmer mit viel zu viel Betten
  • schmale Treppen und enge Flure

… haben, ist dringend anzuraten, eine andere Unterkunft zu suchen.

Oft kann man bereits bei einem oberflächlichen Rundblick im Rezeptionsbereich eine Menge über das Hostel erfahren. Wird auf Sauberkeit geachtet? Wird Wert auf kompetentes Rezeptions-Personal gelegt? Ist dies eher mangelhaft, wird dort auf Sicherheit auch kaum Wert gelegt.


© Fotos: Reisebine

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Sabine Hopf

Sabine, Gründerin der Webseite "Reisebine.de", Fotografin und Chef-Redakteurin unserer Online-Redaktion. Sabine bereiste Australien seit 1987 rund 17x und kennt den roten Kontinent wahrscheinlich besser als ihre Heimatstadt Berlin.

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