Surf-Instructor Ausbildung im Test

Prüfung und Abschied..

Drei Monate lang wurden wir geschult und trainiert und zum professionellen Surfinstructor ausgebildet. In der letzten Woche müssen wir uns folgenden Herausforderungen stellen: der Abschlussprüfung und somit dem Ende der Academy.

Der Tag fing mit viel Lampenfieber und wenig Ahnung an. Unser Prüfer, der im Gegenteil zu unserem First-Aid-Prüfer (siehe “Zweite Woche – erster Test“) braungebrannt, muskulös und jung war, gab uns eine sehr gut erklärte Einführung und zur Mittagszeit waren Aufregung und Wissen auf Gleichstand. Nun konnte es los gehen!

Die vierteilige Prüfung fing mit dem Punkt Venue-Analysis an. Jeder Prüfling bekam ein Blatt Papier und einen Stift und wurde zum Strand geschickt. Dort hatten wir ca. 20 Minuten Zeit, eine Zeichnung mit allen Sandbänken, Strömungen, Gefahrenstellen, Wind- und Swellrichtungen und sonstigen Sachen fertig zu stellen. Easy! Sowas machten wir ständig und wenn ihr euch ein Bild davon machen wollt, schaut einfach in meinen letzten Artikel “Vorletzte Woche“.

Übungsstunden planen© Foto: Linda Aulbach

Der zweite Part “Lesson Planning” war schon eher eine Herausforderung, aber da wir in Zweier-Teams arbeiten durften, ging auch das ziemlich gut.
Die “interessanteren” Prüfungsteile waren definitiv das Surfen und der Safety-Talk. Unsere Aufgabe beim Surfen war es, neben ein paar Basic-Manövern vorallem auch Surfettiquette zu beweisen. Der Prüfer legte sehr viel Wert darauf, ob man sich richtig im Wasser verhält, ob man anderen eine Welle “klaut” und ob man sich richtig im Line-up anordnet.
Obwohl ich wusste, dass ich im Normalfall alle dieser Kriterien erfülle, war ich die ersten paar Minuten unglaublich aufgeregt und paddelte ziemlich hysterisch raus, was ich besser nicht hätte tun sollen, denn für die nächsten paar Minuten lag ich erstmal da wie eine tote Schildkröte.
Nachdem ich ein wenig Kraft zurückgewann und den anderen bei ihren ersten Wellen zugesehen habe, versuchte ich mich auch endlich im Wasser zu beweisen. Ich paddelte, schnappte die Welle und stand auf – dachte ich. Bei dem Versuch aufzustehen glitten meine Arme kraftlos zur Seite, die Spitze meines Surfboards tauchte ins Wasser und hebelte mich mitsamt dem Brett vornüber!
“Massive Nosedive” würden wir Surfer sagen und wer sich das nicht vorstellen kann, der benutze bitte Youtube :-) Vor Peinlichkeit knallrot im Gesicht (gut, dass man das vom Strand aus nicht sehen konnte!) tauchte ich wieder an die Wasseroberfläche und wollte so schnell wie möglich wieder hinter die Wellen kommen. Doch meine Pechsträhne hielt an, diesmal wurde ich von Seegras attackiert und wäre ich nicht so wütend geworden, würde ich wahrscheinlich heute noch dort drin hängen. Als ich es dann endlich doch geschafft habe und meine Kraft- und Ruhereserven durch eine kleine Verschnaufpause vollgetankt waren, konnte ich endlich richtig mit meinem Prüfungssurf beginnen und hatte ein paar richtig gute Wellen, die mir die Möglichkeit gaben, die Basicmanöver vorzuführen. Mit jeder Welle verschwand das Gefühl, unter Druck zu sein und mit jeder Welle stieg das Gefühl, glücklich zu sein, an.

Am Ende war der Prüfer und die Prüfung vollkommen vergessen und auch alle anderen hatten viel mehr Spaß als am Anfang. Fröhlich und ausgelassen surften wir durch die Gegend, probierten Handstände und Drehungen auf den Surfbrettern und freuten uns des Lebens.

Das © Foto: Linda Aulbach

 

Sobald wir aber zurück zum Strand kamen, wurde unsere gute Laune leider im Sand begraben, denn nun stand der letzte Prüfungsteil vor uns: Der angsteinflößende Safety-Talk, über den ich euch schon in meinem Artikel “Back to Camp” erzählt habe.

Hier auf dem Foto seht ihr mich beim Üben mit unserem “Orientierungsboard”. Bei der eigentlichen Prüfung durften wir dieses Orientierungsboard leider nicht benutzen. Wir mussten uns im Halbkreis anordnen und jeder spielte, wenn er nicht gerade geprüft wird, einen Surffrischling. Das Ganze erinnerte mich ziemlich an meine Schulzeit – bis auf den kleinen, aber schönen Unterschied, dass wir an einem Strand in Australien sind und es sich um das Thema Surfen handelte.
Könnt ihr euch noch an das Gefühl erinnern, wenn man auf keinen Fall als Erster der Klasse ein Referat vortragen will? Genau so ging es mir und jetzt ratet mal, wer als Erster dran kam? Richtig, ich! Zitternd ging ich in die Mitte, doch schon nach wenigen Sekunden legte sich meine Anspannung ein wenig, da ich nur in freundliche, bekannte Academy-Gesichter sah und mir von jeder Seite aufmunternd zugelächelt wurde. Ich kann mich gar nicht so genau erinnern, was ich in den nächsten zehn Minuten sagte, dieser Safety-Talk ging nämlich so in Fleisch und Blut über, dass ich nicht einmal ernsthaft nachdenken musste :) .

Nach der Theorie sollte ich meinen “Schülern” auch die Trockenübungen zeigen und auch das klappte nach meinem Gefühl so weit ganz gut. Am Schluss gab es Applaus von meinen Prüfungskollegen und auch der Prüfer hatte ein paar lobende Sätze für mich. Am Ende fragte er mich jedoch, wie denn die Schüler überhaupt in eine Welle kommen können und auf meinen verdutzen Blick hin wies er mich lachend darauf hin, dass ich komplett vergessen hatte, den wichtigsten Teil des Surfens zu erklären – das Paddeln!

Verängstigt sah ich dem Ende des Tages entgegen. Fiel ich durch die Prüfung? Waren die drei Monate völlig umsonst? Um euch nicht lange auf die Folter zu spannen: Ich habe bestanden! Ich habe trotz kleiner Fehler einen “pretty good job” gemacht und bin nicht durchgefallen!

ICH BIN SURFINSTRUCTOR!!!!!! wuuuuuuhuuuuuu :)

Ich bin Surfinstructor
© Foto: Linda Aulbach

So glücklich wir alle waren, dass wir die Ausbildung hinter uns gebracht haben und nun überall auf der Welt als professionelle Surflehrer arbeiten können, so unglücklich wurden wir, als uns bewusst wurde, dass unsere Academy-Family-Zeit ausgelaufen ist. Drei Monate können ganz schön kurz sein, wenn man sich so in einen Sport, in einen Lifestyle und in einen Freundeskreis verliebt.
Was sagt man zu einer Person, mit der man drei Monate lang alles geteilt und erlebt hat und die beste Zeit seines Lebens zusammen verbracht hat, aber sich nun womöglich für immer verabschieden muss? Es gibt keine Worte und tausend Umarmungen ist eine zu wenig. Der Abschied von meinen Mädels war wirklich hart und tränenreich und ich bin heilfroh, dass ich noch nicht zu dem Rest (sieben Jungs) der Academy-Family Tschüss sagen muss. Und wollt ihr wissen warum? Wir haben nämlich alle einen Job hier bekommen! Wenn auch nicht als Vollzeit-Surfinstructor, da es hier in Australien Winter wird und deshalb eigentlich keine mehr gebraucht werden. Aber auch wenn wir “nur” als Ersatzinstructor arbeiten können, wir bleiben hier, wir surfen weiter und wir leben weiter unseren Traum!

 

Sonnenuntergang am Beach© Foto: Linda Aulbach

So, das war mein letzter Artikel über die Surfacademy. Wow. Hiermit verabschiede ich mich also von euch. Ich danke euch für’s Lesen, für’s Kommentieren und für alle “mir gefällt’s” auf Facebook. Hoffentlich haben meine Worte euch ein wenig in die Welt des Surfens schnuppern lassen und wenn ich euch sogar so überzeugt habt, dass ihr über diese Ausbildung nachdenkt, dann kann ich nur eins sagen: GO FOR IT!

Eure Linda, die frisch gebackene Surflehrerin :)))


© Fotos: Linda Aulbach

Autor/in des Artikels

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Linda Aulbach

G'day! Ich bin eine 18-Jährige Bayerin und halte mich seit August 2011 in Australien auf. Neben Wakeboarden, Windsurfen und Snowboarden darf ich jetzt dank Reisebine auch das Reich des Surfens erkunden! Und euch lass' ich natürlich durch wöchentliche Artikel daran teilhaben :-) Kritik und Lob sind herzlich willkommen! Ride on!

1 Kommentar

  • Mal wieder super geschrieben…Muss echt sagen, dass dein Schreibstil sehr symphatisch rüber kommt! Hast mir die Sache echt schmackhaft gemacht…Würde mich da zu gern auch dran versuchen…Hoffe ich kriege das Geld zusammen und habe die körperlichen Vorraussetzungen…
    Wünsche dir viel Spaß bei deinem weiteren Aufenthalt! :)

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