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Große Kunst für Schnorchler im Unterwassermuseum vor Townsville

© Foto: Museum of Underwater Art Townsville

Die neue Skulpturenserie „Ocean Sentinels“ am Great Barrier Reef vereint Kunst, Wissenschaft und Umwelt­schutz. 

Juni 2023. Pünktlich zum Welttag der Meere, am 8. Juni, eröffnete die langersehnte Ausstellung „Ocean Sentinels“ im Museum of Underwater Art (MOUA) vor der Küste Townsvilles in Queensland. Die acht Skulpturen der „Wächter“ der Ozeane schuf der britische Künstler und Unterwasser-Bildhauer Jason deCaires Taylor als Hommage an renommierte Meeresforscher und Natur­schützer, darunter auch die gebürtige Münchnerin, Dr. Katharina Fabricius, die heute zu den federführenden Korallen­expertinnen am Australian Institute of Marine Science zählt und auf Magnetic Island lebt.
 

© Fotos: Jason deCaires Taylor

 
„Ocean Sentinels“ ist die neueste von bis dato drei Kunstinstallationen des MOUA in der Region Townsville North Queensland – allesamt von Jason deCaires Taylor geschaffen. Jede der acht „Ocean Sentinels“ ist 2,2 Meter groß und wiegt zwischen 0,94 und 2,8 Tonnen, bestehend aus einem speziellen umweltfreundlichen Beton, der mit der Zeit die Formen seiner natürlichen Umgebung annimmt. Als hybride Skulpturen konzipiert, bilden diese eine Synthese aus menschlicher Gestalt und natürlichen Meeresformen. „Alle acht Modelle sind für ihre Expertise auf dem Gebiet der Meereskunde und dem Schutz der Meere renommiert. Deren hybride Formen reflektieren deren Beitrag zu ihrem jeweils spezifischen Forschungsfeld.“, so deCaires Taylor. Das Vermächtnis der acht Musen, die zur Installation inspirierten, wird ein Teil der DNA des Great Barrier Reef: Als lebende, sich stetig weiter entwickelnde Mikroriffe, sind sie dazu bestimmt, von Schnorchlern und Meereslebewesen im größten Korallenriff des Planeten bestaunt zu werden. 
 

© Fotos: Jason deCaires Taylor
 
Kunst, die Eins mit dem Ökosystem wird

„Obwohl komplett unter der Wasseroberfläche eingetaucht, können auch Schnorchler die Kunstwerke in den flachen Gewässern besichtigen. Deren Oberflächen und Strukturen sind dafür prädestiniert um von marinem Leben kolonialisiert zu werden. Unsere Hoffnung ist, dass in den kommenden Jahren eine Vielfalt endemischer Arten wie Korallen, Schwämme und Stachel­polypen das Aussehen der Skulpturen verändern wird, und zwar in für uns unerwarteten Weisen. Wie das Great Barrier Reef selbst werden diese zu einem lebendigen und vibrierenden Teil des Ökosystems, welches sowohl mit seiner Zerbrechlich­keit als auch mit seiner Widerstandsfähigkeit besticht.“, erklärt deCaires Taylor. 
 

© Foto: Jason deCaires Taylor

 
Dr. Katharina Fabricius, die das erste Mal in den 1980ern als Studentin der Biologie an der LMU München, ans Australian Institute of Marine Science nach Townsville kam, ist eine von deCaires Taylors „Wächter der Ozeane“. Bei der Vorstellung, dass Fische an „ihrer“ Nase knabbern oder Korallen aus „ihren“ Ohren sprießen, freut sich die Korallenforscherin: „Manche Korallen wachsen innerhalb von 10 bis 15 Jahren“, sagt sie. „Es wäre schön, wenn eines Tages der gesamte Sockel meiner Skulptur mit Korallen und Schwämmen überwachsen wird und dann weiter oben ein oder zwei Seefächer – wie Flügel – aus ihm herauswachsen. Das wäre genial.“
 

© Foto: privat
© Foto: Alastair Bett
 
Von München nach Townsville zur Wächterin der Weltmeere

Seitdem sie das erste Mal nach Townsville kam, hat Fabricius mehr als 3000 Stunden mit Tauchen und Schnorcheln am Riff verbracht und entsprechende Studien durchgeführt. Heute lebt sie mit ihrem Partner, einem pensionierten AIMS Wissen­schaftler, auf Magnetic Island vor der Küste Townsvilles und ist seit 1995 Vollzeit-Forscherin am AIMS. Dort leitet sie das Programm ‚Ecological Intelligence for Reef Restoration‘ und ein 40-köpfiges Team, das die natürlichen Grenzen der Regeneration von Riffen angesichts zunehmender Beeinträchtigungen erforscht. Die Region um Townsville bezeichnet Fabricius gern als „besten Ort für Korallenforschung“. 

„Der Grund, warum ich so begeistert bin, am [MOUA]-Projekt beteiligt zu sein, ist, dass es Townsville weltweit als Zentrum für Meereswissenschaften – und insbesondere für Korallenforschung – bekannt machen wird. Der überwiegende Teil der frühen Forschungsarbeiten an Korallenriffen trug sich in Townsville zu, und wir sind immer noch weltweit führend.“ erzählt Fabricius, die sich nun stolz zu den „Locals“ Townsvilles zählen darf.
 

© Foto: Museum of Underwater Art, Townsville
 
Von gestern bis heute – die Musen der „Ocean Sentinels“

Im Mai wurden die Skulpturen am John Brewer Reef, etwa 74 Kilometer vor der Küste Townsvilles im Herzen des Great Barrier Reef unter Wasser installiert. Jason deCaires Taylor reiste dafür eigens nach Queensland an. Zur Installation der „Ocean Sentinels“ fand sich auch Dr. David Vaughan vom renommierten Harbor Branch Oceanographic Institute aus Florida in Townsville ein. Dr. Vaughan, eine der weiteren Musen für deCaires neues Werk, wird als Pionier der Initiative „Plant a Million Corals“ zur Wiederherstellung von Korallenpopulationen in Riffen rund um den Globus in die Geschichte der Bemühungen um den Schutz der Meere eingehen. 

Die offizielle Eröffnung der Ausstellung als „Ocean Sentinel Snorkel Trail“ am 8. Juni, 2023 – dem Welttag der Meere – läuteten vier der Koryphäen, die deCaires Taylor zu seinem neuen Werk inspirierten, bei einer speziellen Tour mit den öko-zertifizierten Veranstaltern Sealink Queensland und Adrenalin Snorkel and Dive ein: Professor John „Charlie“ Veron – auch bekannt als „Korallenpate“, der berühmte Wissenschaftler Peter Harisson – einer der Entdecker des Phänomens des Massenlaichens der Korallen, der auf Mördermuscheln spezialisierte Dr. Richard Braley und nicht zuletzt Dr. Katharina Fabricius begleiteten die Besucher zu diesem besonderen Anlass ans Museum of Underwater Art.

Zum erlesenen Kreis der „Ocean Sentinels“ hat deCaires aber auch Jayme Marshall, eine Angehörige der Wulgurukaba und Yunbenen, auserkoren, deren Wirken stellvertretend die Rolle der indigenen Völker im Kampf um die Bewahrung des Great Barrier Reef und deren Beziehung zur „Sea Country“ verbildlicht. Und auch den weltbekannten Meeres-Zoologen Sir Charles Maurice Yonge (1899-1986), der die Weichen für die moderne Korallenforschung stellte, ehrte deCaires mit einer eigenen Skulptur.

Mehr zu den Museen der „Ocean Sentinels“ unter https://www.moua.com.au/ocean-sentinels  
 

© Foto: Museum of Underwater Art Townsville
 
Eine innovative Verbindung – Kultur trifft auf Umweltschutz und Tourismus

Angesiedelt wurden die „Ocean Sentinels“ in der Nähe des „Coral Greenhouse“, welches 2020 als erstes Unterwasser-Gebäude der Welt von sich reden machte und bereits zum „Must-See“ für Tauchtouristen in der Region avanciert ist. DeCaires über 158 Tonnen schweres Kunstwerk wird von 20 „Reef Guardians“, zu Deutsch „Hüter des Riffs“ bewohnt, die sich um das Wohl der Korallen kümmern und zum Schutz der Meere aufrufen. Die „Ocean Sentinels“ gelten als weitere wesentliche kulturelle und touristische Bereicherung in Townsville North Queensland, umso mehr da die Installationen für Schnorchler zugänglich sind und somit ein breiteres Publikum ansprechen. Als solche werden sie die Vision des MOUA untermauern, welches als zeitgenössische kulturelle Plattform und einzigartiges Unterwassererlebnis wichtige Diskussionen und Initiativen um den Schutz des Riffs als großes Thema unserer Zeit anstoßen möchte.

Zur Besichtigung der „Ocean Sentinels“ führen ausgewählte Tourenveranstalter aus der Region ab Townsville und Magnetic Island.


© Fotos: Museum of Underwater Art Townsville; Alastair Bett; Jason deCaires Taylor
Quelle: Globe Stories

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Sabine Hopf

Sabine, Gründerin der Webseite "Reisebine.de", Fotografin und Chef-Redakteurin unserer Online-Redaktion. Sabine bereiste Australien seit 1987 rund 17x und kennt den roten Kontinent wahrscheinlich besser als ihre Heimatstadt Berlin.

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