Ein Australier in Berlin

Die Heimat in der Ferne

4 Stunden Zwischenstopp am Airport in Kuala Lumpur – ein guter Zeitpunkt, um die vergangenen Wochen in Australien zu rekapitulieren. Noch einmal tief in Melancholie versinken, in Erinnerungen schwelgen und diese mit den voran gegangenen Erwartungen vergleichen. Der letzte Versuch, den nahenden Alltag daheim noch ein wenig hinauszuzögern.

Corey und ich waren insgesamt einen Monat Down Under. Natürlich haben wir vor Abreise zahlreiche Pläne gemacht und Prospekte gewälzt: Was wollen wir sehen, wann wollen wir wo hin, wie wollen wir unterwegs sein? Der Reiseplan hat für die ersten drei Wochen ziemlich gut funktioniert, wenngleich wir uns immer flexible Tage, gerade mit dem Camper an der Westküste, offen gehalten haben.

In der letzten Woche hingegen haben wir einige „To Do’s“ über Bord geworfen. Das hatte mehrere Gründe: Zum Einen hatten wir vergessen, wie unglaublich teuer Australien ist – zumindest, wenn man als Tourist reist. Wer dort unten arbeitet, wie z.B. ein Backpacker, gleicht die hohen Lebenshaltungskosten durch das entsprechend hohe Gehalt wieder aus. Ist man aber nur mit einer begrenzten Reisekasse unterwegs, ist der australische Dollar in Wanderlaune – aus dem Portmonee hinein in die Kassen von Coles, Caltex & Co. Wir hatten ein grob kalkuliertes Budget. Dieses kam bereits in der 2. Woche ins Wanken. Und das nicht etwa, weil wir auf grossem Fuss gelebt haben. Sightseeing hier, Benzin da, Zugtickets hier, Lebensmittel da, Pubnight hier, ein wenig Pokies da.

Der Gedanke, wie viel wir in „nur“ vier Wochen ausgegeben haben, im Vergleich zu dem, was wir ausgeben wollten, lässt mich ein wenig froh sein, dass der Urlaub vorbei ist. Aber wer nach Australien reist, nimmt in Kauf, dass dies ein teures Urlaubsland ist, auch in der Nebensaison. Hinzu kommt, dass man nicht allzu oft ans andere Ende der Welt reist und der 5. Kontinent mehr als genug für die geplünderte Reisespardose entschädigt.
  

Familienplanschen 

Der andere Grund, warum wir in der letzten Woche ziemlich viel haben sausen lassen, war Coreys Familie. Gerade, wenn sich der Aufenthalt dem Ende nähert, möchte man nochmals so viel Zeit wie möglich mit den Liebsten verbringen. Genau das haben wir getan. Wir haben das Glück, dass die “Stadons” recht „nah“ beieinander wohnen, immerhin alle im Bundesstaat Victoria. Die längste Entfernung ist 400 km, eine Kurzstrecke für australische Verhältnisse. So liess es sich gut einrichten, dass wir jeden noch einmal sehen konnten.
  

Auf ewig in Melbourne  

Viele kennen sicherlich das Gefühl, dass man sich am Ende des Urlaubs, so schön dieser auch war, wieder auf zu Hause freut. Das gilt in unserem Fall nur begrenzt. Denn wir lassen jedes Mal ein Stück Familie und Heimat in Australien zurück. Und das nicht nur für wenige Monate sondern längere Zeit. Da fällt der Abschied deutlich schwerer. Diese Gefühlslage wird uns wohl bis an unser Lebensende begleiten. Doch das Wunderbare daran ist, dass am anderen Ende der Welt, egal von welcher Perspektive wir es betrachten, immer Leute auf uns warten, die uns in die Arme schliessen.

See ya, Steffi & Corey

Autor/in des Artikels

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Stefanie Stadon

Steffi studierte zunächst Bank-Betriebswirtschaftslehre, wechselte danach jedoch mit Euphorie zur Geschichtswissenschaft.
Nach gelungenem Abschluss war das Fernweh groß geworden, also zog sie ab August 2010 für ein Jahr durch die Weiten Australiens.
Ihr schönstes Souvenir, dass sie sich mit zurück in die Heimat brachte, ist ihr australischer Ehemann Corey.

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