Gute Nachrichten für Neuseelands „lebende Fossilien“. Auf der Südinsel sind zum ersten Mal seit hunderten von Jahren wilde Tuatara-Echsen geschlüpft.
Tuataras sind auch als Brückenechsen bekannt und die einzige überlebende Art der so genannten Spehnodontiae, deren Geschichte bis zu 242 Millionen Jahre zurück reicht.
Moderne Tuataras kommen nur in Neuseeland vor. In freier Wildbahn können die Reptilien seit dem Beginn menschlicher Einwanderung und der damit einhergehenden Einfuhr zahlreicher neuseelandfremder Tierarten nur noch auf schädlingsfreien, küstennahen Inseln oder in speziellen Schutzgebieten überleben. Das Orokonui Ecosanctuary nahe Dunedin ist auf den Erhalt einheimischer Tier- und Pflanzen-Arten spezialisiert. Das 380 Hektar große Gelände wurde komplett umzäunt und bietet wichtigen Schutz vor importierten Säuge- und Beuteltieren, die bevorzugt Eier und Jungtiere fressen.
Seit einigen Jahren werden in Orokonui Tuataras gezüchtet und ausgesetzt, um eine gesunde Population auf dem Gelände des Parks zu erreichen. Alison Cree, Professorin an der Universität von Otago, ist auf die „lebenden Fossilien“ spezialisiert. Das nun geschlüpfte Nest von Tuatara-Eiern war Professor Cree und ihrem Team bereits seit etwa 2 Jahren bekannt. Eine lange Inkubationszeit von 11 bis 16 Monaten ist bei den ohnehin sehr langsamen, wechselwarmen Tieren normal.
Die nun geschlüpften Tuataras versetzten jedoch selbst das Expertenteam in Erstaunen. 24 Monate lang, über zwei Winter hinweg, tat sich nichts im Nest, und die Forscher fürchteten schon, dass keine Tiere schlüpfen würden.
Ende März kam dann endlich die erhoffte Nachricht: Drei der Eierschalen im Nest waren leer und zeigten eindeutige Spuren frisch geschlüpfter Tiere. Dabei handelt es sich um die ersten, nachweislich in freier Wildbahn geschlüpften Tuataras auf der Südinsel in 500 Jahren. Das Forscherteam hat die Tuatara-Babies selbst noch nicht in Augenschein nehmen können, ist aber überzeugt, dass sie gesund geschlüpft sind und dass es sich wahrscheinlich um Weibchen handelt. Bei der Geschlechts-Entwicklung der wechselwarmen Tieren spielt die Nest-Umgebungstemperatur eine große Rolle.
„Die Nesttemperatur war kühl“, sagte Professor Cree. „Niedrige Temperaturen der Erde produzieren Weibchen… Also werden es Weibchen sein.“
Nach diesem ersten Erfolg hofft das Team, zahlreiche weitere Tuataras – weibliche und männliche – im Orokonui Schutzgebiet ansiedeln zu können, um eine lebendige und gesunde Population etablieren zu können. Das kann allerdings eine Weile dauern: Tuataras können weit über 100 Jahre alt werden und legen im Verlauf ihres langen Lebens verhältnismäßig selten Eier.
Wer sich mit Tuataras beschäftigt, sollte ohnehin geduldig sein. Die Reptilien wachsen aufgrund ihres wechselwarmen Metabolismus sehr langsam, können dafür aber im Gegensatz zu den meisten anderen Reptilien auch in kalten Wintern überleben. Das Forscherteam rechnet damit, in etwa 15 Jahren die nun geschlüpften Tiere als erwachsene Tuataras häufiger beobachten zu können.
Quellen: University of Otago; Otago Daily Times
© Foto: Eline Bakker
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