Silberfarn oder Koru statt Union Jack? Neuseeland diskutiert über eine neue Nationalflagge. Eine von der Regierung berufene Flaggen-Kommission stellte nun 40 mögliche Entwürfe vor.
In den kommenden Monaten werden aus den vorgestellten Entwürfen vier Vorschläge ausgewählt, über die die wahlberechtigten Neuseeländer bei einem Referendum im November abstimmen können. In einem zweiten Referendum im März 2016 soll anschließend entschieden werden, ob der gewinnende Entwurf oder aber das bisherige Design mit Union Jack und Southern Cross zukünftig als Neuseelands Nationalflagge von den Fahnenmasten wehen wird.
Unter den 40 vorgestellten Entwürfen dominieren der bereits in Sportereignissen und unter Amtsträgern verbreitete Silberfarn sowie die Sterne vom Kreuz des Südens. Außerdem gibt es einige Entwürfe mit dem so genannten “Koru“; dem traditionellen Maori-Symbol für einen jungen, noch eingerollten Silberfarnwedel, der u.a. Unendlichkeit, Wiedergeburt, Frieden und Wachstum symbolisiert.
Bereits im Jahr 1983 entwarf der Künstler Friedensreich Hundertwasser eine alternative Flagge für Neuseeland mit einem Koru-Design; sein Vorschlag ist jedoch nur in abgewandelter Form in den vorgestellten Motiven enthalten. Nicht alle sind glücklich mit den neuen Entwürfen. Der australische Sydney Morning Herald nimmt’s mit Humor: “New Zealand has 40 ideas for a new flag – and they’re awful“. Der Guardian derweil hat einige alternative Vorschläge gesammelt – die wohl nicht ganz so ernst gemeint sind.
Die Grundsatzdiskussion um die neuseeländische Nationalflagge ist nicht neu. Für den amtierenden Ministerpräsidenten John Key und seine konservativ-wirtschaftsliberale National Party ist das Referendum ein Prestige-Projekt, das mit 26 Millionen NZ$ angesetzt ist. Hinzu kämen weitere Kosten für die praktische nationale und internationale Umstellung der Flagge, sollte es denn dazu kommen.
Mit der grundsätzlichen Meinung, dass die aktuelle Flagge der australischen Nationalflagge zu ähnlich und außerdem ein Relikt der britischen Kolonialzeit sei, steht Key in der politischen Landschaft an und für sich nicht alleine da. Auch die oppositionelle Labour Partei ist der Meinung, dass eine neue Flagge für Neuseeland sinnvoll wäre. Jedoch hält sie das Projekt in seiner jetzigen Form schlicht für zu teuer und den auf zwei Referenden aufgeteilten Entscheidungsprozess für zu kompliziert.
In einem offenen Brief hat die Flaggenkommission dargelegt, warum die nun vorgestellten 40 Designs aus über zehntausend Einsendungen gewählt wurden. Darin heißt es, dass ein gutes Flaggen-Design so unverwechselbar und aussagekräftig, aber simpel und zeitlos sein sollte, dass ein Kind es aus dem Gedächtnis heraus nachzeichnen können sollte. Eine ganz schöne Mammut-Aufgabe – deren Ende völlig offen ist. Wir sind gespannt – und bleiben am Ball.
Quellen: NZ Herald; Sydney Morning Herald; Guardian; NZ Flag Consideration Panel
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