In Australien sind tausende Arbeitnehmer aus der Gastronomie und dem Einzelhandel entrüstet. Ihnen sollen nämlich die so genannten penalty rates gekürzt werden, ein Bonusgehalt, das man zurzeit noch erhält, wenn man sonntags oder an Feiertagen arbeitet. Auch einige Work & Traveller könnte die neue Regelung betreffen.
Arbeitnehmern in der Gastronomie-, Fast Food- und Einzelhandelsbranche soll das traditionelle Sonntagsgehalt um 25, bzw. im Einzelhandel um 50 Prozent gekürzt werden. Auch Angestellte der Pharmazie erhalten sonntags zwischen 7:00 und 9:00 Uhr bald 50 Prozent weniger Gehalt.
Dies verkündete die Fair Work Commission vergangenen Donnerstag Morgen nach einer Abstimmung.
Wichtig: Für Gelegenheitsarbeiter, bzw. Casuals fallen die Kürzungen weit milder aus! Das sollten auch Work & Traveller beachten.
Selbstverständlich sind die betroffenen Arbeiter landesweit wenig erfreut über die bevorstehenden Änderungen, die angeblich bis zu 6 000 AU$ weniger Gehalt im Jahr bedeuten können.
Australian Council of Trade Unions (ACTU) Präsident Ged Kearney warnt, dass Australien damit auf dem Weg sei, eine ganze Klasse von Erwerbsarmen zu schaffen.
Der Präsident der Fair Work Commission Justice Iain Ross erklärt, dass die Sonntagsarbeit mehr negative Auswirkungen auf die Arbeitnehmer habe als Samstagsarbeit.
Durch die Änderungen wird laut ihm erhofft, dass die Öffnungszeiten der betroffenen Branchen verlängert werden und die Arbeitsstunden pro Woche insgesamt ansteigen.
Aushilfen bekommen weiterhin 25% mehr als Vollzeit- und Teilzeitangestellte, so Ross. Im Hospitality Bereich bleiben die penalty rates sogar komplett wie vorher. Außerdem erklärt er, dass die Entscheidung keinen Einfluss auf Löhne in anderen Branchen haben soll.
Es sollen Übergangsvereinbarungen getroffen werden, um den betroffenen Angestellten Zeit zu geben, sich an die neuen Umstände, die ab 1. Juli 2017 in Kraft treten sollen, zu gewöhnen.
Work & Traveller sind betroffen
Reisende mit einem Working Holiday Visum sind ebenso von der neuen Gesetzesregelung betroffen. Es ist kein Geheimnis, dass viele Work & Traveller mit einem Job in der Gastronomie oder im Einzelhandel ihr Reisebudget aufbessern. Gerade die Sonntagsschichten haben die jungen Reisenden dankend angenommen: Gutes Geld für verhältnismäßig wenige Stunden Arbeit und das alles nur, weil Sonntag ist. Doch nun müssen sich auch sie eventuell auf längere Öffnungszeiten einstellen, was wohl auch auf längere Schichten hindeutet. Work & Traveller müssen also genau kalkulieren, durch welches Anstellungsverhältnis sie am meisten profitieren können – gerade, wenn für sie bisher Wochenendschichten die Norm waren. Jedenfalls bleibt ein Stressfaktor erspart: Der Kampf um die Sonntagsschicht fällt weg.
Währenddessen versammeln sich Gewerkschaften in Brisbane, um gegen die Lohnkürzungen zu protestieren. Es wird argumentiert, dass die Kürzungen vor allem den ohnehin schlecht bezahlten Angestellten schaden werden. Chefs von Kleinfirmen dagegen profitieren von niedrigeren Löhnen am Sonntag, weshalb sie schon lange um die Kürzung kämpfen. Sie mussten ihre Geschäfte bisher oftmals am Wochenende geschlossen halten, da sie sich die hohen Lohnauszahlungen nicht leisten konnten.
Die Diskussion um die Wochenendlöhne läuft bereits seit drei Jahren und polarisiert seither stark. Während einige Politiker sagen, dass dies die schlechteste Zeit für die Kürzung der Zuschläge sei, behaupten andere, dass eben diese penalty rates der größte Dämpfer fürs Arbeitswachstum seien.
Oppositionsführer Bill Shorten, Gegner der Lohnkürzung beteuert, er würde nie eine Entscheidung unterstützen, die Angestellte benachteiligt. Nach der Kürzung in der Gastronomiebranche kann es nicht lange dauern, bis auch Pfleger und Rettungskräfte sich in der selben Situation wiederfinden, so Shorten.
Am “heiligen” Sonntag zu arbeiten war einst verpönt, mit Aussicht auf ein Gehalt von 50 AU$ pro Stunde wurde er aber schnell zum beliebtesten Arbeitstag der Woche. Für Gelegenheitsjobber ist das „schnelle Geld“ ein gutes Lockmittel.
Es sind eben wie so oft die Schwächsten in der Kette, die am Ende vermutlich am meisten unter den Lohnkürzungen zu leiden haben. Es bleibt abzuwarten und zu sehen, was sich durch die neuen penalty rates zum Guten wie zum Schlechten verändern wird.
© Foto: Tourism & Events Queensland / Josh Thies
Quelle: www.cairnspost.com.au
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