Ein Australier in Berlin

Sitzfleisch bei der Ausländerbehörde

Wie ich an den vielen Kommentaren von euch zu den letzten Blogeinträgen feststellen konnte, sind Corey und ich nicht die Einzigen, die ihre Beziehung von Australien nach Deutschland verlegt haben oder noch möchten. Bisher kam zwar immer nur die Kombination “deutsche Frau – australischer Mann” vor, aber vielleicht finden wir ja noch die Aussie Frauen in Deutschland.
  

Die Ausländerbehörde in Berlin 

Dieses Feedback freut uns natürlich, fühlt man sich doch gleich weniger allein im deutschen Visumsdickicht. Nur zu gerne schreibe ich daher hier über unsere Erfahrungen.

Leider gibt es, gerade wenn es um die Thematik des Visums geht, keine allgemeingültigen Erfahrungswerte. Wenn etwas “maßgeschneidert” ist, dann die Einwanderung. Wie viele Stunden ich auch auf der Homepage der Ausländerbehörde Berlin verbracht habe, wie viele Broschüren ich auch über die Einwanderung nach Deutschland gelesen habe, wie viele E-Mails ich auch an entsprechende Kontaktstellen geschrieben habe – irgendwie fehlte immer eine entscheidende Information, die auf Coreys Situation passte.

Sämtliche offizielle Auskünfte sind halt allgemein gehalten. Wenn es um diese kleinen wichtigen Details geht, muss man sehr viel tiefer wühlen. So landet man schließlich “kopfüber” und mit Stirnrunzeln in den Paragraphen des deutschen Aufenthaltsgesetzes. Diese Aufgabe blieb leider einzig an mir hängen, da selbst ein Muttersprachler Schwierigkeiten beim Verstehen hat und Corey wahrscheinlich gänzlich abgeschreckt worden wäre.
  

Bunte Orientierungshilfe 

Wer vorhat, in Berlin zur Ausländerbehörde zu gehen, sollte einige Monate vorher einen Termin vereinbaren. Ich weiß nicht, wie es in anderen Bundesländern ausschaut, aber Berliner Behörden sind erfahrungsgemäß chronisch unterbesetzt. Und da die Hauptstadt gegenüber Einwanderern, vor allem Studenten, aus aller Herren Länder einen verführerischen Reiz versprüht, ist die Nachfrage an Visa brechend groß – die Wartezeiten entsprechend utopisch lang. Sicherlich kann jeder Wagemutige ohne Termin vorsprechen. Menschen, für die Geduld keine Tugend ist, sollten diesen Gedanken allerdings sofort wieder verwerfen. Es sei denn, man weiß seine Tage nicht lebensbejahender zu gestalten.

Bereits einige Stunden vor Öffnung der Ausländerbehörde Berlin werden durch die Pförtner die Wartenummern für den Tag vergeben. Innerhalb von einer halben bis vollen Stunde sind wohl zumeist alle Nummern an die Glücklichen verteilt. Corey und ich waren einmal ohne Termin dort, da wir Unterlagen nachreichen mussten. Ein Erlebnis! Wir “Langschläfer” waren schändlicherweise eine halbe Stunde später als die große Masse da, nämlich um 6 Uhr statt wie empfohlen um 5:30 Uhr morgens. Die Buße taten wir mit einer Wartezeit von 8 Stunden, ehe unsere Nummer aufgerufen wurde. Wer dachte, das Bürgeramt sei zeitaufwendig, hat noch nie bei der Ausländerbehörde gesessen!
  

Das Große Warten 

Um es kurz zu fassen: Corey hat schließlich ein Studentenvisum bewilligt bekommen und belegt nun einen mehrmonatigen Sprachkurs. Die Kosten für dieses Visum liegen im zweistelligen Bereich und sind damit an australischen Maßstäben gemessen ein echtes Schnäppchen. Allerdings müssen im Gegenzug dafür nicht unwesentliche hohe Ersparnisse auf einem deutschen Konto hinterlegt bzw. ein Bürge mit ins Boot geholt werden. Man spart also vorher entweder viel Geld an oder kennt jemanden, der viel Geld verdient. Das erklärt die Sache am Einfachsten.
  

Gemütlichkeit sieht anders aus 

So drückt Corey derzeit wieder die Schulbank und lernt unsere Sprache, bis ihm schwindelig wird. Immerhin hat er es bereits vom absoluten Beginnerlevel A1 über Level A2 bis zum Level B1 geschafft. Zwar bekam er in seinem letzten Test eine “4”, aber die Irrungen und Verwirrungen um “der”, “die”, “das”, “ihm”, “ihn”, “ihr”, “dessen”, “derer”, “deren” etc. sind irgendwie verzeihlich, wie ich finde. Hausarrest hat er dafür jedenfalls nicht bekommen …

Wie es nach dem Sprachkurs samt Visum weitergeht, steht derzeit noch nicht konkret fest. Dafür heißt es erst einmal Optionen abwägen – ob es z.B. auf die Suche nach einem festen Arbeitgeber oder doch auf Ausbildungsplatzsuche geht. Dazu bedarf es noch zahlreicher weiterer Lektürestunden und Gedankenaustausche. Fest steht auf jeden Fall – es geht zusammen weiter!

Bis zum nächsten Mal, Steffi & Corey

Autor/in des Artikels

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Stefanie Stadon

Steffi studierte zunächst Bank-Betriebswirtschaftslehre, wechselte danach jedoch mit Euphorie zur Geschichtswissenschaft.
Nach gelungenem Abschluss war das Fernweh groß geworden, also zog sie ab August 2010 für ein Jahr durch die Weiten Australiens.
Ihr schönstes Souvenir, dass sie sich mit zurück in die Heimat brachte, ist ihr australischer Ehemann Corey.

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