Lange angekündigt war es ja schon, aber nun kann ich euch endlich ausführlich über Coreys neuen Job berichten: Unser Australier ist jetzt Eisverkäufer! Und das mit Leib und Seele, wie er, glaube ich, selbst überrascht festgestellt hat. Eis einzutüten ist ja auch die wesentlich schmackhaftere Variante als Salz in Säcke zu scheffeln.
Seit nunmehr knapp zwei Monaten arbeitet Corey in einer Eisdiele hier in Berlin. Die ersten Wochen unregelmäßig und anschließend mit Zwangspause, da sowohl der Frühling als auch der große Kundenansturm auf sich warten ließ. Nachdem sich der Winter dann endgültig Richtung Südhalbkugel verkrochen hat, ist Corey nun immer von Dienstag bis Donnerstag und manchmal Sonntags hinterm Eistresen anzutreffen.
Es gibt, glaube ich, keinen besseren Job, um Deutsch zu lernen. Sprachschule hin oder her, hier wird Alltags-Deutsch geredet und nicht irgendwelche Personalpronomen gepaukt. Voller Überzeugung sagt er bei jedem neuen Kunden „Nächstes bitte!”. Als ich ihm erklärte, dass es ganz korrekt eigentlich „Nächster bitte” heißt, wedelte er nur mit der Hand und meinte, die Kunden verstehen ihn ja trotzdem.
Und da hat er völlig Recht! Allein die Namen der hausgemachten Eissorten verlangen schon eine fortgeschrittene Deutsch-Mundakrobatik: Gebrannte Mandeln, Schwarzer Sesam oder Kokostrüffel. Noch kniffliger sind die vielen Bezeichnungen für die jeweilige Eiscreme-Wunsch-Aufbewahrungsform, seien es Waffel, Becher, Tüte, Muschel, Keks, Förmchen, mit oder ohne Sahne usw.
Und wenn dann ein Kunde hintereinander weg „zwei Schokoeis mit Vanille und Mango, einmal mit Sahne, beim anderen bitte noch Himbeer, außer, wenn da Milch drin ist, das eine in der Waffeln, sonst im Becher” bestellt, dann wirft Coreys Stirn schon die ein oder andere Denkfalte. Aber er schlägt sich wacker! Und das macht die Freundin mächtig stolz, wenn ich an dieser Stelle mal etwas emotionaler werden darf.
Ab und zu serviert Corey auch Kaffee – und das als überzeugter Nicht-Kaffee-Trinker. Das „Koffein-Zapfen” bekommt er ganz gut hin, wenngleich er es nie selbst ausprobieren würde. Aber zumindest lernt er so den Unterschied zwischen Espresso und Cappuccino.
Ein kleines Schild auf dem Tresen erklärt den Kunden, dass Corey Australier ist, gerade Deutsch lernt und man bitte ein wenig Geduld hat. Geduld scheinen die Eishungrigen zu haben, denn was nach jeder Schicht aus seiner Trinkgeld-Büchse herausrollt, macht so manche Kneipenlady mit Sicherheit neidisch und freut mich, denn er lädt mich jetzt häufiger zum Essen ein. Viele fangen auch an, Englisch zu sprechen bzw. sogar von ihren Reiseerfahrungen in Australien zu berichten. Oder kleine Gäste antworten auf seine Frage, ob die Kugeln in eine Waffel sollen, statt mit „ja” vergnügt mit „yeah”.
Corey jedenfalls freut sich nach jeder Schicht auf seinen Feierabend. Nicht etwa, weil er froh ist, dass die Arbeit vorbei ist, sondern weil er dann auf dem Nachhauseweg genüsslich seine eigene Ladung Eiscreme verschlingen kann, allen voran Mango-Eis. Und ab und zu strahlen auch die Kollegen bei Reisebine, wenn er als ganz persönlicher Lieferservice mit Eisportionen bei uns vorbei schaut.
Ein großes Dankeschön geht an dieser Stelle an die Inhaber der Eisdiele, die es Corey ermöglicht haben, die letzten Monate hier in Deutschland mit Freude auf Arbeit statt vor der heimischen Xbox zu verbringen und ihn zurück in Australien wohl oft in Eis-Erinnerungen schwelgen lassen!
Also, wer zugegebenermaßen etwas unrunde Eiskugeln von einem waschechten Australier serviert bekommen und dabei einer zuckersüßen Mischung aus Deutsch & Englisch lauschen möchte, der fährt nach Berlin Schöneberg zur Eisdiele.
In diesem Sinne: Genießt den Sommer und viel Spaß beim Schlecken! Steffi & Corey
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